Tomislav Nikolic gegen Amtsinhaber Boris Tadic
Serbien: Stichwahl um das Präsidentenamt
In Serbien findet am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt statt. Die beiden Kandidaten, Amtsinhaber Boris Tadic und sein Herausforderer Tomislav Nikolic standen einander bereits im Jänner 2008 bei der Präsidentenwahl gegenüber, die Tadic damals knapp gewann. Dieses Mal dürfte es ebenfalls eng werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.05.2012
Negativ-Kampagne gegen Nikolic
Bis zum letzten Moment nutzten beide Kandidaten, Amtsinhaber Boris Tadic und sein Herausforderer Tomislav Nikolic die Gelegenheit, unentschlossene Wähler für sich zu gewinnen. Verbreitet wurden dabei die zentralen Botschaften, die beide Kandidaten seit Wochen trommeln. "Für eine sichere Zukunft" plakatierte etwa Boris Tadic.
Angesichts einer Rekordarbeitslosigkeit von bis zu 25 Prozent bestand sein Wahlkampf vor allem in einer Negativ-Kampagne gegen Tomislav Nikolic. Er war vor mehr als zehn Jahren Koalitionspartner von Slobodan Milosevic. Nunmehr führt Nikolic die proeuropäische Fortschrittspartei SNS. Tadic stellte Nikolic als Wendehals dar, dessen proeuropäischer Orientierung nicht zu trauen sei.
Nikolic wirft Tadic Abhängigkeit vor
Tomislav Nikolic machte Tadic hingegen für die schwierige soziale Lage in Serbien verantwortlich. Außerdem warf er Tadic vor, nach wie vor auch Vorsitzender der Demokratischen Partei zu sein, die die Regierung dominiert. Das Land brauche einen Präsidenten, der für alle Serben da sei, verkündete Nikolic.
"Ich verteidige euer Recht, dass ihr den Staatspräsidenten als euren Präsidenten bezeichnet, auch wenn er nicht eurer politischen Partei entstammt. Damit ihr ihm glauben könnt, dass er sich um euch kümmert wird wie das Eltern tun, Daher habe ich beim Parteivorstand meinen Rücktritt hinterlegt", so Nikolic.
Medien und Ex-Bewerber hinter Tadic
Laut Umfragen liegt Tadic vor Nikolic, der in Serbien endgültig zum ewigen politischen Zweiten werden könnte. Tadic wird von den großen Medien unterstützt, die völlig einseitig berichteten; außerdem stehen hinter Tadic die meisten anderen Bewerber, die ihm ersten Wahlgang ausgeschieden sind.
Der wichtigste seiner Unterstützer ist Innenminister Ivica Dacic mit seinem sozialistischen Wahlbündnis. Dacic, einst Pressesprecher der Milosevic-Sozialisten, belegte in der ersten Runde der Präsidentenwahl den dritten Platz und sein Bündnis wurde bei der Parlamentswahl vor zwei Wochen dritte Kraft.
Experte: "Alles hängt von Wahlbeteiligung ab"
Dacic will die Koalition mit Tadic fortsetzen, dessen Bündnis im Parlament nur wenige Mandate hinter Tomislav Nikolic und seiner SNS an zweiter Stelle liegt. Die SNS wird damit weiter in der Opposition bleiben müssen; auch bei der Präsidentenwahl habe Nikolic nur eine Chance, wenn die Wahlbeteiligung niedrig sei, erläutert der Meinungsforscher Srdjan Bogosavljevic.
"Die Unzufriedenen sind ziemlich entschlossen, zur Wahl zu gehen, und daher wird der Ausgang sehr von der Wahlbeteiligung abhängen. Tomislav Nikolic kann mit 1,5 Millionen Wählern rechnen, sodass eine Wahlbeteiligung unter drei Millionen zu seinem Sieg führen dürfte. Ist die Beteiligung höher hat Boris Tadic bessere Chancen. Doch bei Tadics Partei herrscht eine Siegeserwartung, und das kann sich negativ auf die Beteiligung auswirken."
Wahlberechtigt sind 6,8 Millionen Serben. Die Wahllokale schließen am Sonntag um 20 Uhr, Ergebnisse sind zwei Stunden später zu erwarten.