Internet-Initiative gegen Hotelpreiswucher
Fußball-EM: Gratiszimmer als Protest
Vor Beginn der Fußball-EM in Polen und der Ukraine sind die Preise für Hotelzimmer immens in die Höhe gegangen, besonders in der Ukraine. Da gibt es Fälle von Verdoppelung und Verdreifachung der Preise. Aber es gibt in der Ukraine auch eine Gegenbewegung - Gratiszimmer via Internet.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.5.2012
Karin Koller hat sich die Initiative in der Ukraine genauer angeschaut
"Ukraine ist gastfreundlich"
In einem Straßencafé in Kiew treffen wir Maxim. Fußball interessiert den jungen Mann nur mäßig. Trotzdem hat er eine Website initiiert, auf der Fußballfans aus Europa Wohnungen bzw. Zimmer angeboten werden. Und zwar gratis. Unter dem Titel "rooms4free". Warum er das eigentlich macht? - "Die Preise für Hotelzimmer sind bei uns zum Teil enorm gestiegen. Wer wird denn 300 Euro pro Nacht zahlen? Deshalb haben wir diese Seite eingerichtet, um zu zeigen, dass nicht alle so sind hier, dass die Ukraine nämlich gastfreundlich ist."
"Wir sind keine Diebe"
An die 200 Wohnungen werden auf seiner Homepage angeboten, an allen Austragungsorten der Spiele in der Ukraine. So auch in Charkiv: Hier lebt Antonina. Ihre kleine Wohnung liegt im dritten Stock, in einem dieser sowjetischen 50er-Jahr-Bauten, einige Metrostationen vom Stadion entfernt. Als sie von der Aktion Gratiswohnungen für Fußballfans gehört hat, habe sie einfach mitmachen wollen, erzählt die knapp 40jährige: "Die Euro ist mir nicht wichtig, aber wenn sie schon bei uns stattfindet, dann will ich, dass die Menschen in Europa nicht glauben, dass wir hier alle Diebe sind und nur die Touristen ausnehmen wollen."
"Das wird ein interessantes Experiment"
Antoninas Mutter lebt auch noch in der Wohnung. Raissa Josefovna ist weit über 80. Was hält sie davon, dass hier womöglich bald unbekannte Gäste einziehen werden? Sie wisse noch nicht, ob sie die Pläne ihrer Tochter für gut halten soll, aber warum eigentlich nicht, meint Raissa Josefovna. Ob sie denn nicht Angst vor Vandalismus hätten? "Nein - ich denke nicht, dass das gefährlich werden könnte", sagt Antonina. "Das wird eher ein interessantes Experiment." Bis jetzt wissen sie aber noch nicht, ob auch wirklich jemand in ihre Wohnung einziehen wird. Anfragen habe es immer wieder schon gegeben - aber bis jetzt noch keine konkreten Zusagen.