Im Kampf gegen den Hunger fehlt das Geld

"Strategien haben wir genug"

Bei der Bekämpfung des Hungers in der Welt mangelt es nicht an Lösungsvorschlägen, sondern schlicht an finanziellen Mitteln - das sagt Thomas Stelzer. Der Österreicher ist beigeordneter Generalsekretär der UNO für Politikkordination und sozial-ökonomische Fragen. So hätten nur fünf von insgesamt 36 OECD-Ländern ihre Entwicklungshilfezusagen eingehalten.

Morgenjournal, 1.6.2012

Thomas Stelzer im Gespräch mit Hanna Sommersacher

Maßnahmepapier gegen den Hunger

Die reichen Länder zahlen zu wenig. Das ist die Kernaussage des beigeordneten UN-Generalsekretärs Thomas Stelzer. Entwicklungshilfeorganisationen und die UNO "wissen genau, was zu tun ist. Wir haben Strategien für alle möglichen Fälle", sagt Stelzer. Nur: "Was fehlt, sind Investitionen."

Die UNO hätte seit den Hungerkatastrophen im Jahr 2008 das Mandat, sich mit dem Hungerproblem zu befassen. Ein Maßnahmepapier gibt es bereits. Es nennt sich "Comprehensive Framework for Action". Würde man es umsetzen, wäre die Landwirtschaft auf eine nachhaltige Entwicklung umgestellt und die weltweite Hungerkrise gelöst, sagt Stelzer.

"Gibt keine Nahrungsmittelknappheit"

Nur am nötigen Geld würde es mangeln. Um etwa das Hungerproblem in Afrika zu lösen, würde man sechs bis sieben Milliarden Euro benötigen. Doch von 36 OECD-Ländern haben nur fünf ihre Hilfszusagen eingehalten, sagt Stelzer. Auch Österreich ist säumig. "Wir können niemanden zu der Einhaltung seiner Zusagen zwingen, aber es gibt eine Rechenschaftspflicht, und auf diese weist die UNO ohne Unterlass hin."

Dabei liege es nicht an der Nahrungsmittelknappheit, es gebe vielmehr ein Verteilungsproblem. Stelzer: "Während fast eine Milliarde Menschen hungrig ins Bett geht, gibt es 1,5 Milliarden Menschen, die übergewichtig sind."