Folgekosten kaum abschätzbar

Griechischer Euro-Austritt wird teuer

Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro würde für die restlichen Euro-Länder einiges an Kosten verursachen. Und zwar dürften dabei direkte und indirekte Kosten entstehen, deren Summe kaum abschätzbar ist.

Mittagsjournal, 12.6.2012

Fünf Milliarden für Österreich

Die direkten Kosten hat das Brüsseler Institut CEPS ausgerechnet. Dabei geht es um Schulden, die Griechenland dann wahrscheinlich nie mehr zurückzahlt. Konkret schuldet der griechische Staat den anderen Mitgliedern der Eurozone etwas mehr als 300 Milliarden Euro. Dazu kommen noch einmal rund 60 Milliarden Euro Schulden bei privaten Gläubigern. Rund die Hälfte dieser Schulden dürfte bei einem Griechenland-Austritt nie mehr zurückkommen, sagen die Studienautoren. Allein für Österreich dürften die Kosten dadurch bei etwa 5 Milliarden Euro liegen. Experten halten diese direkten Kosten für durchaus verkraftbar.

Massiver Vertrauensverlust

Viel schwerer abzuschätzen sind allerdings die indirekten Kosten. Die Eurozone dürfte durch den Griechenland-Austritt an Vertrauen verlieren - was zu Kapitalflucht und Turbulenzen im Finanzsystem führen kann. Das könnte ähnlich wie bei der Pleite von Lehman Brothers der europäischen Wirtschaft einen Dämpfer versetzen. Länder wie Deutschland und Österreich müssten mit einem Prozent weniger Wirtschaftswachstum rechnen, schätzt die niederländische Bank ING. Bei Ländern wie Italien, Spanien und Portugal wäre es ein Minus von zwei Prozent.

Ansteckung Spaniens

Da ist aber die gefürchtete Ansteckung anderer Euro-Länder noch gar nicht eingerechnet. Am Beispiel Spaniens könnte das zum Beispiel bedeuten, dass dort die Zinsen auf Staatsanleihen weiter steigen und dass die Spanier aus Angst vor einer Geldentwertung die Banken stürmen. Dann müssten weitere Banken verstaatlicht werden, in letzter Konsequenz könnte das auch den Austritt Spaniens und einer Reihe weiterer Länder aus der Eurozone bedeuten. Und das wiederum würde langfristig die EU als Binnenmarkt schwächen, sagt Wirtschaftsforscher Fritz Breuss: "Wenn Länder aus der Eurozone herausbrechen, dann holen sie sich durch Abwertung Wettbewerbsvorteile gegenüber jenen, die drinnen bleiben. Und das sind Effekte, die wir vermeiden wollten. Das heißt das Funktionieren des Binnenmarkts wird gestört."

Weiter Hilfe nötig

Und zu guter Letzt ist noch ein Punkt zu berücksichtigen: Wenn es zum Austritt Griechenlands aus der Eurozone kommt, wird sich die europäische Gemeinschaft wohl nicht so einfach abwenden können. Denn niemand in Europa kann ein Interesse daran haben, dass Griechenland zu einem gescheiterten Staat mitten in Europa wird. Analysten rechnen daher damit, dass es auf die eine oder andere Art auch weiterhin europäische Hilfe für Griechenland geben wird.