"WHO-Dieselstudie wird Folgen haben"
Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Diesel gefährlicher ist als angenommen, wird weltweite Folgen für die Gesundheitspolitik haben: Das sagt der Vorstand der Lungenabteilung am Otto-Wagner-Spital in Wien, Otto Burghuber, im Ö1-Interview.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.6.2012
Primar Otto Burghuber im Gespräch mit Paul Kraker
Handlungen eingefordert
Am Wissenstand habe sich nichts geändert, sagt Burghuber. Seit 20 Jahren wisse man, dass Dieselabgase gesundheitsgefährlich sind. Neuere Studien der letzten Jahre würden aber noch deutlicher darauf hinweisen. "Das hat schon Implikationen auf die Gesundheitspolitik weltweit", so Burghuber, weil die WHO Handlungen zur Abgasreduktion einfordere. In der westlichen Welt passiere das auch schon seit einigen Jahren.
Mit Asbest vergleichbar
Der Lungenspezialist stimmt dem WHO-Vergleich mit Asbest insofern zu, als es Exposition über viele Jahre geben müsse, bis sich die Erkrankung, eben Lungenkrebs, ergibt. Den Vergleich mit Senfgas will er weniger gelten lassen, weil damit eine akute Vergiftung verbunden wäre.
Nicht nur Autos
Dieselauto-Fahrer will Burghuber aber deshalb nicht verurteilen. Die Aufgabe liege vielmehr bei der Politik und den Autoherstellern, die ohnehin schon viel dazu beigetragen hätten, die Emissionsgrenzen einzuhalten. Der Experte hofft aufgrund der WHO-Einschätzung nun auf noch stärkere Anstrengungen. Es gehe aber nicht nur um Autos, sondern auch um dieselbetriebene Maschinen, unter anderem zur Stromerzeugung. Ob ein benzinbetriebenes Auto gesünder wäre als ein neues Dieselfahrzeug, will Burghuber als Mediziner nicht beantworten, er glaubt auch nicht, dass dafür ein wissenschaftlicher Beweis erbracht werden kann. Denn auch Benzinmotoren würden Feinstaub und Schadpartikel ausstoßen.
Frage der Stadtplanung
Wie kann man sich als Fußgänger und Radfahrer vor Dieselabgasen schützen? Burghuber rät dazu, besonders verkehrsintensive Gebiete zu meiden. Und die Stadtpolitik sollte versuchen, die am stärksten befahrenen Straßen von Wohngebieten fern zu halten.