Rothensteiner gegen Bankenunion
Gegen die von EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso geplante Bankunion regt sich Widerstand in Deutschland und Großbritannien. Auch der Sprecher der österreichischen Banken, Walter Rothensteiner, hält die Bankenunion für keine gute Idee. Die Banken und die Sparer in den wirtschaftlich gesunden Ländern würden in einer Bankenunion für die Krisenländer haften, argumentiert Rothensteiner.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.6.2012
Walter Rothensteiner, Sprecher der österreichischen Banken, im Gespräch mit
"Konzept für Bankenunion fehlt"
Walter Rothesteiner, Sprecher der österreichischen Banken und Chef der Raiffeisen Zentralbank, hält wenig von der Idee einer Bankenunion in der EU, dass also große Banken der EU unter gemeinsame Aufsicht gestellt werden. Das würde heißen, dass die sicheren Länder letztendlich mit all ihren Eigenmittel, womöglich auch Einlagen, für die schwächeren Banken in Europa haften müssten, so Rothensteiner. "Da muss man zuerst ein Konzept für ein vereinigtes Finanzeuropa machen und dann über die Frage reden, ob man sich gegenseitig diverse Dinge zahlen soll", sagt der Sprecher der österreichischen Banken im Ö1-Interview.
Doch ein Konzept würde fehlen. "Wir haben nur das Ziel vor Augen, aber zuerst muss man sagen, wie man dorthin kommt, und sollte nicht die Sparer von Anfang an verunsichern und sagen, wir haften dann für alles Mögliche mit."
Griechenlandaustritt "keine Katastrophe für Österreich"
Einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone sieht Rothensteiner nicht als Katastrophe, die Banken in Österreich und anderen Euro-Staaten hätten ihr Engagement in Griechenland bereits massiv verringert. Ob weitere Wellen eine Auswirkung auf Österreich hätten, glaubt Rothensteiner nicht. Wenn zwar niemand mehr nach Griechenland auf Urlaub fahre, würden die österreichischen Reisebüros weniger Geld verdienen. Diese Sekundäreffekte könnten sich entwickeln, würden Österreich aber nicht in massive Schwierigkeiten bringen.
Die Einschätzung des SP-Fraktionsführer im EU-Parlament Hannes Swoboda, dass bei einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone auch die Banken in Ungarn und Rumänien fallen und die österreichischen Banken massive Probleme bekämen, teil Rothensteiner nicht. "Die Banken in Ungarn und Rumänien kennen das Griechenland-Thema und haben sich entsprechend vorbereitet." Daher sei ein Durchschlagen über diesem Weg auf die österreichischen Banken ziemlich ausgeschlossen, sagt Rothensteiner.