Facebook-Börsegang: Ein Monat später

Erstmals seit dem Börsengang des Online-Netzwerks Facebook vor einem Monat hat dessen Aktienkurs am Freitag eine Handelswoche mit einem Gewinn abgeschlossen. Die Aktie stieg um 6,1 Prozent und schloss bei 30,01 Dollar. Das sind immer noch 21 Prozent weniger als der Preis zum Börsenstart. Damals kostete die Facebook-Aktie 38 Dollar.

Morgenjournal, 16.6.2012

Zwei Gründe für Kursverluste

Facebook ist schlechte Presse gewohnt, normalerweise aber im Zusammenhang mit mangelndem Datenschutz. Seit einem Monat kommt der magere Aktienkurs dazu. Den Börsengang und die Entwicklung der Aktie habe man sich anders vorgestellt, sagt Helge Rechberger, Leiter der Abteilung Aktienmarktanalyse bei Raiffeisen Research: "Es ist einiges schief gegangen, angefangen mit der Bewertung des Unternehmens, die eben auch anhand des Interesses sehr hoch geschraubt wurde. Das geht über eine ziemlich verunglückte Emission selbst. Da gab es Pannen an der NASDAQ, der Börse, an der Facebook notiert. Es geht hin bis zu Überlegungen, inwieweit diese Bewertung aufgrund verschiedener Probleme, die Facebook in der Öffentlichkeit hat, dem standhält, wo Facebook momentan notiert."

Dass die Aktie so stark verloren hat, dafür gibt es laut Rechberger zwei Gründe: Facebook war überbewertet und außerdem hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg einen schlechten Zeitpunkt fürs Debüt ausgewählt. Denn der Mai war wegen des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds ein schlechter Börsemonat. Die Bilanz von Rechberger fällt ernüchternd aus: "Der missglückte Börsengang hat den Anlegern kein Glück gebracht und die Aktie muss nun völlig neu bewertet werden."

Werbung auf mobilem Markt ausschlaggebend

Aktuell sieht es so aus, als würde sich der Kurs von Facebook bei 27 Dollar stabilisieren. Aber auch dieser Wert ist bedroht. Facebook muss mehr verdienen. Es braucht vor allem einen Weg, um Werbung auch auf mobilen Geräten wie Smartphones anzeigen zu können.

Die Geschäftszahlen für das zweite Quartal werden darüber bald Aufschluss geben. Rechberger würde sich erwarten, "dass a) die Zahlen zum zweiten Quartal einigermaßen gut ausfallen werden, besser als bisher erwartet, und/oder b) dass es wirklich Strategien gibt, wie man im mobilen Markt schneller und besser Werbung platzieren und daran zusätzliche Einnahmen knüpfen kann, damit es mit den Einnahmen nach oben geht, die dann wiederum den Aktienkurs über die Gewinne entsprechend rechtfertigen."

Kann Facebook das nicht liefern, könnte der Kurs noch weiter sinken.

Kein Schaden für die Marke

Der Marke Facebook hat der missglückte erste Börsenmonat nicht geschadet, sagt Markeexperte Amir Tawakolian von der Agentur knallgrau: "Aus Markensicht hätte man es sich wahrscheinlich auch ersparen können."

Der schlechte Kurs hat keine direkten Auswirkungen auf die Marke Facebook. Allerdings könnten Werbekunden abgeschreckt werden, meint Tawakolian. Auch jetzt schon würden große Werbekunden wie General Motors keine Werbegelder mehr für Facebook abstellen. Der niedrige Kurs könne solche Entscheidungen beeinflussen.

Alles in allem sind Facebook-Skeptiker durch den Börsengang bestätigt worden. Jetzt muss das Unternehmen alles daran setzen, den Kurs zumindest zu halten.