Betrifft: Geschichte

Das mythische Thule. Islands frühe Geschichte. Mit Natascha Mehler, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität Wien. Gestaltung: Martin Adel

Zwar hat man ein paar römische Kupfermünzen aus dem 3. Jahrhundert auf Island gefunden, aber vermutlich kamen sie erst über die Wikinger dorthin, die römische Münzen lange in Gebrauch hatten. Erste Anzeichen von Besiedelung konnten archäologische Forschungen erst aus dem späten 7. Jahrhundert nachweisen. Dass die Wikinger - von Norwegen aus - bei der Landnahme eine wichtige Rolle spielten steht offenbar außer Frage, aber auch andere skandinavische Seefahrer und irische Mönche dürften ab dem 8. Jahrhundert Island besucht und eine Zeit lang geblieben sein.

Der erste dauerhafte Siedler war höchstwahrscheinlich Flóki Vilgerðarson, der die Insel auch - aus naheliegenden Gründen - Eisland, "Island" getauft haben soll. Etwa ab der Mitte des 10. Jahrhunderts entstanden mehrere Siedlungen. Bemerkenswert ist eine wenig bekannte politische Errungenschaft dieser Frühzeit: das "Althing". Das Althing war eine jährlich tagende Versammlung der Goden, der Oligarchie des Landes, die für Gesetzgebung und Rechtsprechung zuständig war. Und man kann darin parlamentarische Regeln erkennen, die sich in Rudimenten bis auf den heutigen Tag erhalten haben.

Mithin könnte man Island als die älteste europäische, nachklassische Demokratie bezeichnen. Und unter diesem Gesichtspunkt überrascht es vielleicht nicht mehr, dass ab ca. 1200 bereits bedeutende Dichtungen entstehen, die Island-Sagas, die sich aus den altgermanischen Heldenliedern entwickelt haben. Die Begeisterung der Nazizeit für die frühe skandinavische Kultur hat sie zwar in Verruf gebracht, aber dafür kann diese Poesie mit Sicherheit nichts.

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