Unfit to fly? Streit über Pilotenarbeitszeit

Ein heftiger Streit tobt derzeit um die Arbeitszeit der Piloten. Während die Behörden eine Ausweitung anstreben, wehren sich die Pilotenvertreter heftig dagegen.

Mittagsjournal, 20.6.2012

Längere Arbeitszeiten für europäische Piloten, das strebt die EASA an, die Europäische Agentur für Flugsicherheit. Gegen diesen Plan protestieren die Flugzeugführer. In Österreich hat die Pilotenvereinigung ACA nun eine Studie in Auftrag gegeben, wonach viele Piloten schon jetzt oft übermüdet im Cockpit sitzen. Eine Ausweitung der Arbeitszeiten würde das Unfallrisiko erhöhen, so die Pilotenvereinigung. Kritiker bezweifeln allerdings die Aussagekraft der Studie.

Schon mal eingeschlafen...

Rund 400 Pilotinnen und Piloten sind in der Studie befragt worden - 85 Prozent sagen, sie waren im Cockpit schon so müde, dass sie besser nicht geflogen wären, ein Drittel der Befragten gibt zu, schon mindestens einmal unabsichtlich eingeschlafen zu sein. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von der Johannes Kepler Universität Linz durchgeführt und von der ACA, der österreichischen Pilotenvereinigung beauftragt wurde. Für Siegfried Lenz, Tyrolean-Pilot und Vizepräsident der ACA, ein alarmierendes Ergebnis.

Problem Langstreckenflüge

Luftfahrtexperten bezweifeln jedoch, dass die Cockpit-Crews in Europa wirklich so unter Übermüdung leiden wie von der ACA-Studie erhoben. Denn bei Fluglinien wie Lufthansa oder AUA haben beispielsweise Langstreckenpiloten nach jedem Einsatz zwei bis drei Tage frei. Insgesamt kommen AUA-Piloten auf 150 freie Tage im Jahr, oft mehr als eine Woche freie Zeit am Stück pro Monat. Das sei aber kein Argument gegen die Übermüdung, so Lenz. Denn gerade nach Langstreckenflügen würden die Piloten oft viel Zeit brauchen, um sich zu regenerieren, die freien Tage seien da nicht wirklich erholsam.

Nebenbeschäftigungen genehmigungspflichtig

Fakt ist aber, dass viele Piloten in ihren freien Tagen genügend Kraft finden, um Nebenbeschäftigungen nachzukommen, und beispielsweise als Fluglehrer, Vortragende oder Instruktoren im Flugsimulator arbeiten. Wären die Piloten im Dienst weniger müde, wenn sie in ihrer Freizeit weniger arbeiten würden? Nein, sagt ACA-Vizepräsident Lenz, denn alle Nebenbeschäftigungen seien limitiert und genehmigungspflichtig, kein Pilot würde in seiner Freizeit so viel fliegen, dass es belastend wäre.

Lenz bleibt dabei: Kommen wie von der Europäischen Luftsicherheitsbehörde EASA geplant längere Dienstzeiten für Piloten, könnte das Risiko von Flugunfällen wegen Übermüdung steigen.