Neue Rolle für Samaras

Neuer griechischer Premier ist Antonis Samaras, Chef der konservativen Partei Nea Dimokratia. Er hat mit seinen Versprechen, das Land in der Eurozone zu halten und an den Sparvereinbarungen festzuhalten, sowohl die meisten Stimmen von der Bevölkerung bekommen, als auch die europäischen Partner und internationalen Geldgeber beruhigt. Doch sein europa-freundlicher Kurs ist nicht selbstverständlich, hat doch Samaras diesen als Opposition aufs schärfste bekämpft.

Morgenjournal, 21.6.2012

Aus Athen,

Unterschiedliche Meinungen

Ob sie ihren neuen Ministerpräsidenten wirklich mögen, darüber sind die Griechen absolut geteilter Meinung: „Nur Samaras kann uns die Stabilität bringen, die wir brauchen, er ist der einzige verantwortungsvolle Politiker des Landes“, sagt der 50jährige Dimitris. „Er ist ein Vertreter des Kapitalismus. Und ein Verräter, der auch dafür mitverantwortlich ist, dass wir in dieser Krise stecken“, sagt hingegen die 25-jährige Alexandra.

Parteiaustritt im Streit

Und tatsächlich gehört Antonis Samaras zum politischen Urgestein des Landes. Bereits mit 26 wird der Sohn einer reichen Athener Familie als jüngster Abgeordneter aller Zeiten ins Parlament gewählt. Mit 38 wird er Wirtschaftsminister. Unter Konstantinos Mitsotakis ist Samaras von 1989 bis 1992 Außenminister. Und legt sich in dieser Zeit sowohl mit der Opposition als auch mit den Kollegen innerhalb der eigenen Partei an. Nachdem der Namensstreit zwischen Griechenland und Mazedonien 1992 eskaliert, verlässt Samaras die Nea Dimokratie und gründet eine eigene Partei, was schließlich auch bewirkt, dass die Regierung der Konservativen zerfällt: „Ich sage NEIN zu dieser Partei, die die geschichtlichen Fakten gefälscht hat, das ist nicht akzeptabel“, wettert Samaras damals gegen seine ehemaligen Kollegen.

Rückkehr an die Spitze

Zunächst als schwarzes Schaf verhasst, kehrt Samaras 2004 zurück zur Nea Dimokratia und wird 2009 Kulturminister. Im gleichen Jahr übernimmt er die Führung der Partei, und läuft unter großer internationaler Beachtung Sturm gegen das Sparprogramm der sozialistischen Regierung: „Wir können das Sparprogramm der Regierung nicht mittragen, das ist eine Vernichtung der Mittelklasse. Das Volk lässt sich nicht erpressen“.

Stimmengewinn aus Angst

Es ist also eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet Antonis Samaras Griechenland durch die schwere Finanzkrise führen wird, sagt der griechische Journalist Tasos Telloglu. Samaras habe das erste Memorandum 2011 abgelehnt ebenso wie die Unterschrift unter eine Verpflichtungserklärung gegenüber dem Kreditgeber, er musste es aber trotzdem tun. Für viele eine unverzeihbare Aktion, sagt Thymios Babanatsas, Chefredakteur des griechischen Fernsehsenders Skai. Dennoch ist Samaras ein Imagewechsel gelungen. Ein deutscher Politiker wäre aus der Politik ausgeschieden, in Griechenland vergesse man aber schnell.

Antonis Samaras gilt als Mann der großen Töne und als beinharter Verhandler. Wahrlich beliebt ist er aber nicht, sagt Babanatsas. Die Menschen hätten für ihn gestimmt, weil sie Angst haben aus dem Euro zu fliegen. Das sei wie eine Zwangsehe, sie habe aber kurze Beine. Und der Journalist Babantsas bleibt bei diesem Bild: Er ist sich sicher: Antonis Samaras wird wohl alles dafür tun, um mit diesen kurzen Beinen möglichst lange zu laufen.