Videodolmetsch in Spitälern

Wie verständigen sich Patienten, die nicht gut Deutsch sprechen, in einem Krankenhaus oder beim Arzt? Sehr mühsam, wie die Erfahrung zeigt, kaum ein Krankenhaus hat ständig Dolmetscher zur Verfügung, und wenn Mitarbeiter oder Angehörige übersetzen, entstehen oft Probleme. Das Projekt "Videodolmetschen im Gesundheitsbereich" soll die Situation nun verbessern.

Mittagsjournal, 25.6.2012

Sprachschwierigkeiten führen zum Tod

Viele Menschen zahlen in Österreich Sozialversicherungsbeiträge, aber wenn sie zum Arzt gehen, werden sie aufgrund von Sprach-Schwierigkeiten oft nicht so gut wie behandelt wie deutschsprechende, sagt Gerhard Aigner, Sektionschef im Gesundheitsministerium und nennt als Beispiel den Fall zweier Männer. Diese hatte zu Hause einen defekten Durchlauferhitzer, ihre Symptome konnten im Spital aufgrund der Sprachschwierigkeiten nicht erkannt werden, was letztlich zu ihrem Tod führte.

In der Praxis übersetzen oft Mitarbeiter oder Angehörige, das sorgt für große Verunsicherung. Wer haftet etwa, wenn Informationen verlorengehen, und das komme nicht selten vor, sagt Helga Willinger von der Wiener Patientenanwaltschaft. An sie wurde der Fall eines Mannes herangetragen, bei dem ein Tumor festgestellt und dem die Diagnose nicht vollständig mitgeteilt werden sollte.

Erreichbar über Video-Konferenz

Das Gesundheitsministerium, die Plattform für Patientensicherheit und das Institut für Ethik und Recht in der Medizin wollen deshalb nun eine zentrale Stelle schaffen, an der geschulte Gesundheitsdolmetscher über Computer erreichbar sind, sagt Instituts-Geschäftsführerin Maria Kletecka-Pulker. Die Sprachen sind Türkisch, BKS (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch) und die Gebärdensprache. 16 Stunden am Tag von 6 bis 23 Uhr.

Die Dolmetscher sollen für mehr Sicherheit und weniger Fehler sorgen. 20 Ambulanzen und niedergelassene Ärzte sollen am Projekt teilnehmen, die Personalkosten werden auf alle Teilnehmer aufgeteilt.