Medizinische Behandlung von Migranten
Sprachbarrieren im Spital
Wie viel deutsch braucht man, um gesund zu sein? Viele Studien zeigen, dass zugewanderte Menschen nicht so gesund sind wie Einheimische - das hat zu tun mit Ausbildung und Einkommen. Aber auch fehlende Sprachkenntnisse tragen dazu bei, dass es im Verhältnis zwischen Arzt und Patient Probleme gibt.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 12.11.2011
Wie klärt ein Arzt einen Patienten über die bevorstehende Behandlung auf, wenn der Patient gar nicht oder sehr schlecht deutsch spricht? Eine schwierige Aufgabe, erklärt Maria Kletecka-Pulker vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin, das derzeit seine Jahrestagung abhält. Denn der Patient muss grundsätzlich einer Behandlung zustimmen, aber das wird nicht weiter präzisiert.
Tod wegen Sprachproblemen
Sprachprobleme in Krankenhäusern gibt es häufig, sagt Maria Kletecka-Pulker und nennt als Beispiel einen Fall, den der Oberste Gerichtshof im Vorjahr entschieden hat. Zwei gebürtige Serben waren 2006 an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Sie hatten sich an ein Spital gewandt, wurden von dort aber wieder nachhause geschickt, weil sie sich nicht verständlich machen konnten.
Problem: Dolmetscher
Das Krankenhaus trägt eine Mitschuld am Tod der beiden Männer, hat der Oberste Gerichtshof schließlich festgestellt - sie hätten nicht nachhause geschickt werden dürfen. Damit hat das Höchstgericht aber das Hauptproblem ausgespart, kritisiert die Juristin: nämlich die Verfügbarkeit von Dolmetschern. Jetzt soll es Pilotprojekte dazu geben, aber die Finanzierung ist offen.
Wer übersetzt?
Denn das sei überhaupt nicht geregelt, sagt Maria Kletecka-Pulker. Und oft würden Mitarbeiter oder Angehörige zum Dolmetschen herangezogen - und das bringe erst recht große Probleme. Denn Kinder zum Beispiel hätten Angst alleine zu bleiben, wenn Mutter oder Vater im Spital bleiben.
Es muss klare gesetzliche Regelungen geben, fordert die Juristin, und diese spezielle Kommunikation müsse in der Ausbildung geübt werden.