Kinder mit Migrationshintergrund benachteiligt
Schule: Hartes Pflaster für Migranten
In Österreich gibt es immer mehr Schüler mit Migrationshintergrund. Das Unterrichtsministerium hat dazu von der Donau-Uni Krems eine Studie verfassen lassen. Die bestätigt die Erfahrung, dass sich Kinder aus Migrantenfamilien in der Schule besonders schwertun. Sie absolvieren etwa seltener eine Lehre.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 12.09.2011
42 Prozent in Wien
Vor allem an Wiener Schulen gibt es viele Kinder und Jugendliche, die nicht Deutsch als Umgangssprache verwenden: laut Studie 42 Prozent.
Weit dahinter folgt Vorarlberg mit 18 Prozent, die wenigsten Schüler mit Migrationshintergrund gibt es in Kärnten und der Steiermark. Gudrun Biffl von der Donau-Uni Krems hat die Studie mitverfasst. Ein Ergebnis: Jugendliche mit Migrationshintergrund absolvieren seltener eine Lehre.
Oft in Sonderschulen
Umgekehrt besuchen Jugendliche mit Migrationshintergrund, vor allem Burschen, besonders oft eine Sonderschule.
"Hier sind es offensichtlich nicht notwendigerweise kognitive Fähigkeiten, sondern das Verhalten. Und das bedeutet wieder, dass die Weiterentwicklung nicht wirklich möglich ist", so Biffl.
Bildungsferne Schichten betroffen
Wobei viele Schulprobleme alle Kinder aus bildungsfernen Schichten treffen, nicht nur in Migrantenfamilien. So wurden die Ergebnisse der PISA-Studie untersucht, bei der Österreich nicht gut abgeschnitten hat. 30 Prozent der Schüler gelten als Risikoschüler, die sich besonders schwertun.
"Etwa 70 Prozent dieser Risikokinder waren Einheimische ohne einen Migrationshintergrund", sagt Biffl.
Sprachen werden vernachlässigt
Dazu komme noch, dass es kaum Lehrerpersonal mit Migrationshintergrund gebe, und slawische Sprachen und Türkisch als lebende Fremdsprache an den Schulen einen ganz geringen oder gar keinen Stellenwert habe, trotz der praktischen Bedeutung dieser Sprachen.
"Obwohl das für die österreichische wirtschaftliche Orientierung extrem wichtig wäre, dass wir mehr Leute hätten, die Türkisch können, das wäre für uns auch wirtschaftlich von Vorteil", so Biffl.
Morgenjournal, 12.9.2011
Beate Tomassovits
Wirbel um türkisches Gymnasium
Keine Ferien gab es für Österreichs Bildungspolitiker. Zunächst wurde die Länge der Ferien diskutiert, dann wieder einmal über eine Reform des Schulwesens. Zuletzt erhitzte ein Vorschlag aus Tirol die Gemüter - ein geplantes türkisches Privatgymnasium.
Die Diskussion über das Deutschlernen war damit wieder einmal eröffnet. Grund genug, sich einmal anzuschauen, wie Experten die Wichtigkeit der Muttersprache beurteilen.