Claudia Schmied im Ö1-Interview
"Schule soll wieder Freude machen"
Zum heutigen Schulstart betont Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) im Ö1-Interview, dass sie in Zukunft an der Einführung der Gesamtschule festhalten möchte. Die Entscheidung über den weiteren Schulweg werde derzeit noch viel zu früh getroffen. Das Bildungsvolksbegehren sieht Schmied als "große Unterstützung".
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 5.9.2011
Wolfgang Werth
Reformstau im Bildungssystem
Rund 80.000 Kinder haben heute ihren ersten Schultag. Die Regierung arbeite intensiv daran, diesen Kindern das bestmögliche Schulsystem zu bieten, sagt Schmied. Das Ziel ihrer Bildungspolitik soll sein, dass "Schule wieder Freude macht". Und dennoch: Österreich kommt bei Reformen im Bildungssystem nur langsam voran.
"Dauert länger, bis Projekte wirken"
Bildung sei eben ein "großes Thema, um das wir alle ringen", so die Ministerin. Das schlechte Abschneiden österreichischer Schüler bei Bildungstests wie PISA sei kein Zeichen für verfehlte Schulpolitik, so Schmied, denn: "Es dauert eben etwas länger, bis sich bildungspolitische Projekte wie das verpflichtende Kindergartenjahr oder kleinere Schulklassen auch in den Tests niederschlagen." Bei den berufsbildenden Schulen würde Österreich zudem zur Weltspitze zählen.
"Entscheidung über Bildungsweg zu früh"
Damit das reiche Österreich bei der Wissensvermittlung "ganz nach vorne" kommt, setzt Schmied weiterhin auf die Einführung der Gesamtschule. Die Bildungswegentscheidung werde derzeit mit 9 oder 10 Jahren - also viel zu früh - getroffen, glaubt die Ministerin.
Diese Entscheidung müsse mit 14 oder 15 Jahren fallen werden, und zwar auf Basis einer Bildungsberatung, bei der Lehrer, Eltern und Schüler gemeinsam entscheiden, welcher Weg für das Kind der beste sei. "Wir müssen uns Zeit nehmen, um Interessen, Begabungen und Neigungen herauszufinden", so Schmied.
"Kann nicht genug Unterstützung geben"
Die Bildungsministerin hat bereits angekündigt, das von Hannes Androsch initiierte Bildungsvolksbegehren im Herbst zu unterschreiben. Das sei aber kein Eingeständnis einer politischen Niederlage. "Bildung ist ein breites Thema mit enormer Betroffenheit, da kann es nicht genug Unterstützung geben", so Schmied.