Initiative für gesetzliche Verankerung
Prinzip Respekt in der Schule
Das Prinzip Respekt soll in den Zielparagraphen des Schulorganisationsgesetzes aufgenommen und damit notfalls auch einklagbar werden. Diese Forderung erhebt Daniel Landau von der LehrerInnen-Initiative des Bildungsvolksbegehrens. Dass Schüler von Lehrern vor der Klasse bloßgestellt und gedemütigt werden, soll damit endgültig der pädagogischen Steinzeit angehören.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 02.09.2011
"Kein Kind darf beschämt werden"
Das "Wahre, Gute und Schöne" soll den jungen Menschen von den Lehrern mitgegeben werden, heißt es im Paragraph zwei des Schulorganisationsgesetzes. Ein "Zielparagraph", der die oberste Leitlinie für den Schulalltag darstellt. Anders als in den skandinavischen Ländern Finnland und Schweden ist darin keine Rede von Respekt vor den Kindern. Daniel Landau von der LehrerInnen-Initiative des Bildungsvolksbegehrens formuliert es so: "Kein Kind darf beschämt werden. Das ist ein wichtiger Ausdruck einer Wertehaltung, dass jeder Bildungsprozess nur im gegenseitigen Respekt voreinander passieren kann." Das sei nämlich im österreichischen Schulwesen immer noch keine Selbstverständlichkeit. Denn nach wie vor würden Kinder im Unterricht bloßgestellt. "Das ist völlig degoutant", so Landau.
Schockierende Beispiele
Der AHS-Lehrer Landau nennt das Beispiel eines Mädchens, das sich schon mit dem Schreiben im Heft schwertut und erst recht an der Tafel. Dennoch holt sie eine Lehrerin jede Woche heraus und macht sich über ihre Schreibkünste an der Tafel lustig. Damit werde die naturgegebene Neugier jedes Kindes schnell gebrochen, Ängste und Blockaden kämen auf, sagt Landau.
Ein weiteres Beispiel, das Daniel Landau aus dem Bereich der SOS-Kinderdörfer zugetragen wurde: So müssten in einer im ländlichen Raum angesiedelten Volksschule in der ersten Stunde alle Kinder, die aus dem nahegelegenen Kinderdorf stammen, eigens aufstehen. Das sei eine völlig unnötige Stigmatisierung, betont Landau.
Zivilcourage genügt nicht
Kinder werden an ihrem ersten Schultag zu Außenseitern gestempelt. In solchen Fällen brauche es Zivilcourage von Lehrerkollegen und Erziehungsberechtigten, räumt Landau ein. Aber das genüge nicht. Der respektvolle Umgang mit den Kindern müsse in den Zielparagraphen: "Es wird dadurch zu einer Gesetzesmaterie und ganz klar ankreidbar." Damit bekomme es eine andere und höhere Gültigkeit, sagt Landau. Sprich: Notfalls könnte man dann auch gerichtlich gegen Steinzeitpädagogen vorgehen.