Traiskirchen überbelegt

Junge Flüchtlinge unzureichend versorgt

Die Betreuungsstelle Traiskirchen ist mit minderjährigen Flüchtlingen überfüllt, das kritisiert der Verein Asylkoordination. 194 Jugendliche sind dort untergebracht, ausgelegt ist das eigens eingerichtete Projekt aber nur für 78. Die Asylkoordination kritisiert, dass die Jugendlichen nicht gut genug versorgt werden.

Morgenjournal, 22.09.2011

194 statt maximal 78

Immer mehr minderjährige Flüchtlinge sind in den vergangenen Monaten nach Österreich gekommen, sagt Heinz Fronek vom Verein Asylkoordination. 194 waren - Stichtag gestern - in Traiskirchen untergebracht. Im Vorjahr waren es zu dieser Zeit 30.

Weil das Haus 9 für unbegleitete Minderjährige aber nur für 78 Jugendliche Platz bietet, sind die anderen schlechter betreut, kritisiert Heinz Fronek. Die meisten von ihnen sind junge Burschen, sie sind jetzt bei Erwachsenen untergebracht und sie kommen kaum an Deutschkurse heran.

Überprüfungsmethoden kritisiert

Dass das Innenministerium seit kurzem rigoros überprüft, ob junge Menschen tatsächlich minderjährig sind, kritisiert die Asylkoordination massiv. Die Methode sei wissenschaftlich nicht ausgereift. Und außerdem spreche sich das auch bei den Familien in den Herkunftsländern herum, sagt Heinz Fronek. Sie schicken jetzt meist die jüngeren Kinder aus diesem Grund.

Schlecht versorgt

Generell sind viele jugendliche Flüchtlinge schlecht versorgt, kritisiert die Asylkoordination, auch weil viele in Pensionen untergebracht und dort nur verwahrt würden. Laut Heinz Fronek fehlen 300 Plätze - auch deshalb, weil der Tagsatz für die Unterbringung seit 2004 nicht erhöht wurde. Immer weniger gemeinnützige Einrichtungen stellen Plätze für unbegleitete Flüchtlinge zur Verfügung, weil sie kein mehr Geld haben.

Ministerium kontert

In einem Brief an die Asylkoordination schreibt das Innenministerium: über die Höhe des Tagsatzes werde derzeit verhandelt. Zum Problem in Traiskirchen heißt es: die Jugendlichen, die in Haus 9 keinen Platz finden, sind in einem anderen Haus untergebracht und gesondert betreut. Bei ihnen sei außerdem noch nicht klar, ob sie tatsächlich minderjährig sind.