Die Bodoni

Typo Stories: Eine Schriftart und ihre Geschichte

1795 schuf der italienische Typograph, Buchdrucker und Verleger Giambattista Bodoni eine ganz besondere Schrift: die Bodoni. Mit ihren feinen Abstrichen an den Buchstabenenden und den starken Unterschieden zwischen den Strichstärken gilt diese Schrift auch heute noch als eine der Majestätischsten.

schreibt der Typograph und Buchdrucker Giambattista Bodoni im Vorwort zu seinem Handbuch der Typographie, dem "Manuale Tipografico". Den Erfolg des Buches erlebt er nicht mehr. Fünf Jahre nach seinem Tod gibt seine Witwe das Buch 1818 heraus.

Es ist eine umfangreiche Sammlung von Schrifttypen, die Giambattista Bodoni entworfen hat und eine bewundernswerte Darstellung der Arbeit eines der größten Typographen. Er galt mit seinen Arbeiten als der König der Drucker und auch als der Drucker der Könige, leitete er doch die herzogliche Druckerei in Parma.

Bodoni, der italienische Typograph, Buchdrucker und Verleger gründete eine Privatdruckerei und auch eine eigene Schriftgießerei. Das alles zu einer Zeit, als die Druckmaschinen etwas besser wurden und vor allem der Kupferstich weit entwickelt war, erklärt der Typograf Erik Spiekermann.

Die Bodoni - eine majestätische Schrift

Bodoni hat für jedes Werk eine neue Schrift entworfen. Eine unglaubliche Leistung. Die wohl berühmteste Schrift schuf Giambattista Bodoni 1795, sie ist nach ihm benannt - die Bodoni. Eine Schrift, die vor allem mit ihren hohen Kontrasten zwischen den ganz dünnen waagrechten Strichen und den recht fetten senkrechten Strichen auffällt.

Die Bodoni gehört zu den sogenannten klassizistischen Antiqua, mit Serifen, also feinen Abstrichen an den Buchstabenenden. Die sind waagrecht und wirken nicht handgeschrieben, sondern konstruiert.

Besonders auffallend ist auch das große W. Bei dem sind die linke und die mittlere Serife miteinander verbunden. Man hat also fast den Eindruck, dass ein feiner Strich auf dem großen W liegt.

Leicht verwechselbar sind das große I und das kleine l. Das große I hat oben rechts eine Serifenlänge mehr. Diese berühmte Antiquaschrift hat sonst zwar eindeutige Buchstabenformen, aber eine sehr schlechte Zeilenführung. Weil die Senkrechte dominiert, braucht die Schrift viel Abstand zwischen den Zeilen.

Die Bodoni bringt das Erhabene mit, meint der Typograph Erik Spiekermann: "Sie sieht unheimlich majestätisch und royal, königlich aus."

Die Nachteile der Bodoni

Für das Kleingedruckte ist die Bodoni aber nicht zu gebrauchen: "Weil die feinen Striche beim Buchdruck physisch wegbrechen, auch beim Sehen wegbrechen - auch am Bildschirm eine Katastrophe sind". sagt der Typograph Erik Spiekermann.

Wichtig für die Wirkung der Bodoni ist auch das Papier, auf der sie gedruckt ist. Auf hochweißem Kopierpapier verliert die Bodoni leicht ihre Feinheiten. Die dünnen Linien werden häufig von der Papierfarbe überstrahlt, die Schrift kann flimmern und wird schwer lesbar. Besser ist daher eine rauere Papieroberfläche. Dennoch wird die Bodoni häufig auf Hochglanzpapier verwendet.

Eine schwer zu beschreibende Eleganz

"Alle höherklassigen Lifestylemagazine, Vogue usw. kommen ohne die klassizistischen Antiquen und deren Impressionen nicht aus. Das ist hochgradig stilbildend", Martin Tiefenthaler, lehrt an der Graphischen Typographie und ist Gründungsmitglied der Typographischen Gesellschaft Austria. Für ihn hat die Bodoni auch heute noch eine Eleganz, die schwer zu beschreiben ist.

"Das look and feel, die Wirkung und Anmutung einer Schrift nimmt kaum jemand der Leserinnen wahr, dennoch wissen wir aus psychologischen Versuchen, dass die Anmutung von Schrift einen großen Impact auf das Wahrnehmen des Inhalts eines Textes hat. Jetzt zu fragen, was die Eleganz einer Bodoni ausmacht, das ist ihr historisches Vorkommen und das Umfeld, in dem sie historisch vorgekommen ist."

Bodoni galt, wie Anfangs erwähnt als der König der Drucker und als der Drucker der Könige. Bodoni war auf der Suche nach dem perfekten Buch - er hat nicht nur Schriften entwickelt sondern sich auch um verbesserte Druckqualitäten und Druckschwärze bemüht.

"Und diese sehr speziellen Formen, diese sehr gezierten Formen in Verbindung mit dieser hohen Druckqualität machen ein Flair, das bis heute nachwirkt. Alle höherklassigen Lifestylemagazine, Vogue usw. kommen ohne die klassizistischen Antiquen und deren Impressionen nicht aus. Das ist hochgradig stilbildend", sagt Martin Tiefenthaler.

Bodoni beendete einen Formenkanon

Für Martin Tiefenthaler hat er zwar die ideale Schrift geschaffen, aber damit auch die Entwicklung der Antiqua beendet: "Es gibt nach der Entwicklung der klassischen Antiqua nur mehr die Möglichkeit, ganz einen anderen Ansatz zu machen. Der Formenkanon der Serifenschriften ist dann mit der Bodoni fertig entwickelt."

Bodoni war auf der Suche nach der optimalen Schrift, dem perfekten Buch. So schließt das Vorwort zur Manuale Tipografico.