Die Bodoni
Typo Stories: Eine Schriftart und ihre Geschichte
1795 schuf der italienische Typograph, Buchdrucker und Verleger Giambattista Bodoni eine ganz besondere Schrift: die Bodoni. Mit ihren feinen Abstrichen an den Buchstabenenden und den starken Unterschieden zwischen den Strichstärken gilt diese Schrift auch heute noch als eine der Majestätischsten.
8. April 2017, 21:58
Zitat
Ich gebe hier die Früchte des Fleißes und der Arbeit vieler Jahre, welche ich mit Lust und Liebe an eine Kunst gewandt habe, die das vollendete Ergebnis der schönsten, sinnreichsten und nützlichsten Erfindung der Menschheit ist: der Schrift.
schreibt der Typograph und Buchdrucker Giambattista Bodoni im Vorwort zu seinem Handbuch der Typographie, dem "Manuale Tipografico". Den Erfolg des Buches erlebt er nicht mehr. Fünf Jahre nach seinem Tod gibt seine Witwe das Buch 1818 heraus.
Es ist eine umfangreiche Sammlung von Schrifttypen, die Giambattista Bodoni entworfen hat und eine bewundernswerte Darstellung der Arbeit eines der größten Typographen. Er galt mit seinen Arbeiten als der König der Drucker und auch als der Drucker der Könige, leitete er doch die herzogliche Druckerei in Parma.
Bodoni, der italienische Typograph, Buchdrucker und Verleger gründete eine Privatdruckerei und auch eine eigene Schriftgießerei. Das alles zu einer Zeit, als die Druckmaschinen etwas besser wurden und vor allem der Kupferstich weit entwickelt war, erklärt der Typograf Erik Spiekermann.
Die Bodoni - eine majestätische Schrift
Bodoni hat für jedes Werk eine neue Schrift entworfen. Eine unglaubliche Leistung. Die wohl berühmteste Schrift schuf Giambattista Bodoni 1795, sie ist nach ihm benannt - die Bodoni. Eine Schrift, die vor allem mit ihren hohen Kontrasten zwischen den ganz dünnen waagrechten Strichen und den recht fetten senkrechten Strichen auffällt.
Die Bodoni gehört zu den sogenannten klassizistischen Antiqua, mit Serifen, also feinen Abstrichen an den Buchstabenenden. Die sind waagrecht und wirken nicht handgeschrieben, sondern konstruiert.
Besonders auffallend ist auch das große W. Bei dem sind die linke und die mittlere Serife miteinander verbunden. Man hat also fast den Eindruck, dass ein feiner Strich auf dem großen W liegt.
Leicht verwechselbar sind das große I und das kleine l. Das große I hat oben rechts eine Serifenlänge mehr. Diese berühmte Antiquaschrift hat sonst zwar eindeutige Buchstabenformen, aber eine sehr schlechte Zeilenführung. Weil die Senkrechte dominiert, braucht die Schrift viel Abstand zwischen den Zeilen.
Die Bodoni bringt das Erhabene mit, meint der Typograph Erik Spiekermann: "Sie sieht unheimlich majestätisch und royal, königlich aus."
Die Nachteile der Bodoni
Für das Kleingedruckte ist die Bodoni aber nicht zu gebrauchen: "Weil die feinen Striche beim Buchdruck physisch wegbrechen, auch beim Sehen wegbrechen - auch am Bildschirm eine Katastrophe sind". sagt der Typograph Erik Spiekermann.
Wichtig für die Wirkung der Bodoni ist auch das Papier, auf der sie gedruckt ist. Auf hochweißem Kopierpapier verliert die Bodoni leicht ihre Feinheiten. Die dünnen Linien werden häufig von der Papierfarbe überstrahlt, die Schrift kann flimmern und wird schwer lesbar. Besser ist daher eine rauere Papieroberfläche. Dennoch wird die Bodoni häufig auf Hochglanzpapier verwendet.
Eine schwer zu beschreibende Eleganz
"Alle höherklassigen Lifestylemagazine, Vogue usw. kommen ohne die klassizistischen Antiquen und deren Impressionen nicht aus. Das ist hochgradig stilbildend", Martin Tiefenthaler, lehrt an der Graphischen Typographie und ist Gründungsmitglied der Typographischen Gesellschaft Austria. Für ihn hat die Bodoni auch heute noch eine Eleganz, die schwer zu beschreiben ist.
"Das look and feel, die Wirkung und Anmutung einer Schrift nimmt kaum jemand der Leserinnen wahr, dennoch wissen wir aus psychologischen Versuchen, dass die Anmutung von Schrift einen großen Impact auf das Wahrnehmen des Inhalts eines Textes hat. Jetzt zu fragen, was die Eleganz einer Bodoni ausmacht, das ist ihr historisches Vorkommen und das Umfeld, in dem sie historisch vorgekommen ist."
Bodoni galt, wie Anfangs erwähnt als der König der Drucker und als der Drucker der Könige. Bodoni war auf der Suche nach dem perfekten Buch - er hat nicht nur Schriften entwickelt sondern sich auch um verbesserte Druckqualitäten und Druckschwärze bemüht.
"Und diese sehr speziellen Formen, diese sehr gezierten Formen in Verbindung mit dieser hohen Druckqualität machen ein Flair, das bis heute nachwirkt. Alle höherklassigen Lifestylemagazine, Vogue usw. kommen ohne die klassizistischen Antiquen und deren Impressionen nicht aus. Das ist hochgradig stilbildend", sagt Martin Tiefenthaler.
Bodoni beendete einen Formenkanon
Für Martin Tiefenthaler hat er zwar die ideale Schrift geschaffen, aber damit auch die Entwicklung der Antiqua beendet: "Es gibt nach der Entwicklung der klassischen Antiqua nur mehr die Möglichkeit, ganz einen anderen Ansatz zu machen. Der Formenkanon der Serifenschriften ist dann mit der Bodoni fertig entwickelt."
Bodoni war auf der Suche nach der optimalen Schrift, dem perfekten Buch. So schließt das Vorwort zur Manuale Tipografico.
Zitat
Keine andere Kunst hat ja mehr Berechtigung, ihren Blick auf die zukünftigen Jahrhunderte zu richten als die Typographie. Möchte doch diese Kunst, sinnvoll, nützlich und schön wie sie ist, auch allenthalben mit der ihrer würdigen Geschicklichkeit und Liebe geübt, mit Geschmack und gutem Urteil gefördert werden! Aber es stünde mir schlecht an, mit Worten mehr zu ihrer Empfehlung zu tun als mit Taten. Ich will daher schließen und dabei den Leser bitten, dass er diese meine Versuche freundlich und aufmerksam ansehe und von den mancherlei anderen von mir gedruckte Dinge wenigstens die schönsten kennen zu lernen suche.