Zweifel am Plan gegen Schulschwänzen

Skepsis kommt von Schülern, Eltern und Lehrern zum Regierungsplan gegen das Schulschwänzen. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) haben sich auf eine Art Stufenplan geeinigt - wenn alles nichts hilft, soll es eine Anzeige und Strafe von 440 Euro geben.

Mittagsjournal, 29.6.2012

Langer Prozess

Wenn eine Schülerin oder ein Schüler fünf Tage oder 30 Stunden im Semester unentschuldigt fehlt, dann soll es künftig ein verpflichtendes Gespräch mit Eltern und Lehrern geben. Hört das Schwänzen nicht auf, werden nacheinander Schulpsychologen, Sozialarbeiter und Jugendwohlfahrt beigezogen. Zwischen jedem neuen Gespräch liegen mehrere Wochen.

Wenn wirklich jede Stufe genutzt wird, dauert das alles insgesamt viele Monate. Theodor Saverschel vom Bundes-Elternverband sieht hier mögliche Probleme, auch wenn er den Stufenplan grundsätzlich positiv beurteilt. Die Dauer sollte man aber reduzieren, Ergebnisse müssten auch schon nach zwei Wochen sichtbar werden, so Saverschel.

Problem Geldstrafe

Letzte Stufe im Regierungsplan gegen das Schulschwänzen ist eine Anzeige der betroffenen Schüler bei der Bezirksverwaltungsbehörde, samt einer Höchststrafe von 440 Euro. Dazu weist der Elternvertreter darauf hin, dass die Betroffenen in der Regel minderjährig seien und kein eigenes Einkommen hätten. Und auch für die Eltern werde es ein Problem sein, sich das leisten zu können.

Die Geldstrafe ist auch für die Schülervertreter ein Problem. Bundesschulsprecherin Conny Kolmann befürchtet, dass die relativ hohe Summe zu weiterem Ärger und Problemen in der Familie führen werden. Wichtig sei, die Schüler weiter zu begleiten.

"Nur für schwere Fälle"

Die zuvor im Stufenplan vorgesehenen Gespräche sieht die Schülervertreterin dagegen positiv. Das tut auch Lehrergewerkschaft Eckehard Quin, er sieht in dem Plan aber einen "relativ groben Rechen." Damit erreiche man nur die ganz schweren Fälle wie etwa mit Suchterkrankungen. Für "normale" Schulschwänzer reiche das wahrscheinlich nicht.

Grundsätzlich sei es gut und richtig, wenn sich die Regierung des Problems des Schulschwänzens annehme, sagt Quin - ob sich der Plan in der Praxis bewähren wird, sei offen.