Neonazi-Affäre: Geheimdienstchef tritt ab
In Deutschland hat der Skandal um eine Neonazi-Terrorgruppe im Untergrund nun ranghohe Konsequenzen. Heinz Fromm, der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der deutsche Inlandsgeheimdienst, legt sein Amt zurück und wird in den Ruhestand verabschiedet. Ausschlaggebend dafür waren schwere Pannen und Versäumnisse in seiner Behörde rund um die Terrorgruppe NSU, bis hin zur Vernichtung möglicherweise wichtiger Akten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 2.7.2012
Aus Berlin,
Jahrelange Pannen
Den Eindruck, dass es in seiner Behörde drunter und drüber geht, konnte Heinz Fromm nicht mehr vermeiden. Noch am Freitag hatte er in einem Untersuchungsausschuss gemeint, der von ihm geleitete Verfassungsschutz hätte keine rechtsterroristische Struktur in Deutschland erkennen können, es ging um die Frage, wie eine kleine Gruppe namens Nationalsozialistischer Untergrund jahrelang unentdeckt eine Mordserie an neuen Kleinhändlern mit ausländischen Wurzeln und einer Polizistin verüben konnte.
Heute wurde bekannt, dass vor neun Jahren schon Hinweise aus Italien auf gewaltbereite Rechtsextremisten bei seiner Behörde eingegangen waren, es war das bisher letzte Glied in einer Kette von Pannen und verdächtigen Vorgängen, die jetzt zum Ende der Karriere des obersten Verfassungsschützers führten, Innenministeriumssprecher Markus Beyer umschreibt es so: Fromm werde auf seinen eigenen Antrag hin in Ruhestand versetzt.
Akten vernichtet
Für besonders großen Wirbel hatte der Umstand gesorgt, dass im Verfassungsschutz Akten vernichtet wurden, mit denen man Kontakte in die rechte Szene bis hin zu den Rechtsterroristen nachvollziehen hätte können. Die Frage, ob der Verfassungsschutz mehr über die Täter wusste, vielleicht sogar Kontakt zu ihnen hielt, steht seither im Raum, und damit auch die Frage, ob die Verfassungsschützer es in der Hand gehabt hätten, der unheimlichen Mordserie früher auf die Spur zu kommen und damit Menschenleben zu retten.