Barclays: Manipulationen zu Lasten der Kunden

Großbritannien wird von einem Bankenskandal erschüttert, der auch für personelle Turbulenzen an der Spitze einer der größten Banken des Landes sorgt. Bob Diamond, Chef von Barclays, ist zurückgetreten. Der Bank wird vorgeworfen, gemeinsam mit anderen Großbanken Zinsen manipuliert zu haben zu Lasten der Kunden. Jetzt steht ein Untersuchungsausschuss im britischen Parlament bevor.

Mittagsjournal, 3.7.2012

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Barclays Group

Das Gesicht der Gier

Bob Diamond funkelt nicht mehr. Der Investmentbanker, der Barclays jahrelang satte Gewinne beschert hat, nimmt den Hut und geht. Für viele Briten ist Bob Diamond das Gesicht der Gier. Der Investmentbanker soll letztes Jahr laut BBC umgerechnet 25 Millionen Euro verdient haben. Nun muss geklärt werden was er von den Zinsmanipulationen wusste.

20 Banken involviert

Finanzmarktbehörden in Großbritannien und den USA ermitteln schon seit längerem wegen Zinsmanipulation, für sie ist es erwiesen, dass Barclays beteiligt war, deshalb Barclays auch schon eine Strafe in Höhe von fast einer halben Milliarde Dollar zahlen.

Aber Barclays steht nicht alleine am Pranger, bis zu 20 Banken sollen mitgemacht haben, auch die Deutsche Bank oder die Schweizer UBS stehen unter Verdacht.

Zinsen für Banken niedrig gehalten

Dabei geht es um die Zinsen, die sich Banken verrechnen wenn sie sich untereinander Kredite geben. In Großbritannien heißt der Zinssatz LIBOR, in der EU Euribor. Dieser Zinssatz zwischen Banken ist auch sehr wichtig, er ist der Referenzwert für Millionen von Finanztransaktionen, Wertpapiergeschäfte, aber hat auch Einfluss darauf, wie viel Zinsen Private zahlen müssen, die einen Kredit für ein Haus aufnehmen oder ein Auto kaufen.

Der Zinssatz gibt auch Auskunft darüber wie gut die Bank dasteht, also wie günstig sie sich selbst Geld ausborgen kann. Am Höhepunkt der Finanzkrise sollen diese Zinsen niedrig gehalten worden sein, um zu vertuschen, dass es den Banken nicht so gut geht.

Gegenseitige Gefallen

Mit Interbankzinsgeschäften machen Investmentbanker viel Geld. Der Zinssatz wird jeden Tag festgesetzt, basierend auf den eigenen Schätzungen der Banken, also: wie viel sie glauben, dass sie selbst für Kredite zahlen müssen, für verschieden lange Laufzeiten.

Hier soll der Missbrauch stattgefunden haben: E-Mails sollen belegen, dass sich Händler gegenseitig Gefallen getan haben. Wenn man nur einen kleinen Basispunkt am Zinssatz schraubt, können schon Millionengewinne heraus springen, schreibt das britische Wirtschaftsmagazin Economist. So versprechen sich Händler für ein bisschen Schummeln gegenseitig Champagnerflaschen.

Untersuchung im Parlament

Der britische Premierminister David Cameron will die Zinsmanipulationen nun im Parlament durch einen Untersuchungsausschuss prüfen lassen. Und morgen muss Bob Diamond im britischen Unterhaus den Volksvertretern Rede und Antwort stehen.

Das Ansehen der Banken ist im Zuge der Finanzkrise nun wieder einmal im Keller. Das politisch ein Problem, muss doch der Steuerzahler für die Rettung der Banken herhalten. Der britische Finanzminister George Osborne will nun prüfen lassen ob Top-Manager für kriminelle Handlungen ihrer Mitarbeiter zur Verantwortung gezogen werden können.

Denn letztendlich drohen den Banken hohe Strafen. Wer soll die bezahlen? Die Manager oder die Banken?