Düstere Prognose für Osteuropa
Wenig erfreulich sind die Wirtschaftsaussichten für die Länder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa: Die Krise in der Eurozone zeigt auch in dieser Region Wirkung, besonders die Sparpolitik bremst das Wachstum, sagen die Experten des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). Und für Slowenien gibt es noch keine Entwarnung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 6.7.2012
Mit slowenischer Bank "mitgezittert"
Muss Slowenien unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen oder nicht - diese Frage hat auch die Experten des Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche in den letzten Tagen bewegt, sagt WIIW-Expertin Hermine Vidovic: "Wir haben alle in der letzten Woche mitgezittert, was passieren wird mit der Rekapitalisierung der größten Bank Sloweniens, der Nova Ljubljanska Banka. Letztendlich ist die Aufstockung des Eigenkapitals gelungen." Die Bank kann die Eigenkapitalvorschriften der EU-Kommission jetzt erfüllen.
Kapitalbedarf unklar
Doch die Gefahr, dass Slowenien doch noch um Hilfe für seine Banken rufen muss, sei damit nicht gebannt: "Wir müssen warten, bis wir genau wissen, was die Ausstände der Nova Ljubljanska Banka sind. Das weiß auch die Regierung nicht, es ist derzeit eine Prüfung im Gange. Erst dann wird festgestellt werden können, ob Slowenien Hilfe brauchen wird."
Der Kapitalbedarf der größten Slowenischen Bank wird auf bis zu 500 Millionen Euro und mehr geschätzt, sagt die Expertin. Grund für die Probleme waren riskante Kreditvergaben für Privatisierungen und Immobiliengeschäfte. Vidovic: "Es gibt Aussagen des Premierministers: Wenn wir uns nicht am Riemen nehmen, dann sind wir in der Situation von Griechenland. Der Nationalbank-Gouverneur sagt, wir brauchen die Hilfe jetzt noch nicht, aber vielleicht später. Also auszuschließen ist es natürlich nicht."
"Gefährliche" Lage
Doch Slowenien ist nicht das einzige Sorgenkind in der Region Mittel-, Ost- und Südosteuropa, betont auch WIIW-Experte Peter Havlik. Auch die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Bosnien-Herzegowina, Ungarn, Serbien und Kroatien wurden für heuer deutlich gesenkt: "Vier von den sechs problematischsten Ländern sind in Südosteuropa. Das ist natürlich schon gefährlich. Und eine Eskalation der Lage in Griechenland führt möglicherweise für einige dieser Länder auch zu zusätzlichen Problemen."
Ausweg Wachstum
Die gesamte Region leidet unter den Folgen der Eurokrise. Durch die strengen Sparpakete geht die Nachfrage in den Ländern selbst zurück und auch die Exporte werden weniger. Sollte die Sparpolitik - Experte Havlik nennt das Austerität - in der EU gelockert werden, sieht er Chancen auf Erholung. Wenn man sich in Europa wieder mehr auf Wachstum konzentriere, werde sich die Situation in der gesamten Region bessern, sagen die Experten des WIIW.