Braucht Italien den EU- Rettungsschirm?
Staatsschuldenexperte Bernhard Felderer zeigt sich überrascht von Überlegungen des italienischen Regierungschefs Mario Monti, dass auch Italien den EU-Rettungsschirm in Anspruch nehmen könnte. Alarmiert ist Felderer aber nicht, im Gegenteil sieht er Fortschritte bei Europas Krisenstaaten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.7.2012
Staatsschuldenexperte Bernhard Felderer im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen.
Drückende Zinslast
Italien habe eigentlich recht gute Zahlen vorzuweisen, hebt Felderer im Ö1 Mittagsjournal-Gespräch hervor. Der Budgetüberschuss nach Abzug der Zinszahlungen werde bei 3,4 Prozent liegen, das bringe kein anderes EU-Land zustande. Die Italiener drücke vor allem die Zinslast der Vergangenheit - bei einer Verschuldung von über 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das koste eben viel Geld, besonders bei einem Zinssatz nahe sieben Prozent. Wobei Felderer diesen Zinssatz nicht für gerechtfertigt hält, denn die italienischen Banken stünden besser da als die spanischen.
Länder machen Fortschritte
Trotz der überraschenden Meinungsänderung Montis glaubt Felderer aber nicht an eine Ausweitung der Euro-Schuldenkrise. Die Länder, auch Spanien und Italien, hätten messbare Fortschritte erzielt und die Leistungsbilanzdefizite stark reduziert. Felderer geht davon aus, dass auch die Finanzmärkte das honorieren und nennt als Beispiel Irland: Das Ex-Problemland habe vor kurzem erfolgreich einen Kredit zu einem sehr geringen Zinssatz aufgelegt. Felderer: "Irland ist zurück auf den Finanzmärkten und kann sich aus eigener Kraft finanzieren und braucht den Rettungsschirm nicht mehr." Mit weiteren Reformen werde das auch bei Italien der Fall sein, so Felderer. Insgesamt ist der Experte für die Zukunft der Euro-Staaten optimistisch. Skeptisch ist er lediglich, was die Pläne von Ratspräsdient Herman van Rompuy für eine Bankenunion betrifft: "Da ist noch vieles unausgegoren."