Jetzt auch formell: "Bürgerkrieg" in Syrien

In der syrischen Hauptstadt Damaskus wird weiter gekämpft. Und jetzt spricht das Internationale Rote Kreuz erstmals offiziell von einem "nicht-internationalen bewaffneten Konflikt" - das ist die formelle Umschreibung von Bürgerkrieg.

Morgenjournal, 16.7.2012

Schwere Gefechte

In der syrischen Hauptstadt Damaskus haben die Gefechte zwischen Regierungstruppen und Aufständischen bis in die frühen Morgenstunden des Montag angehalten. Hunderte Rebellen hätten sich Gefechte mit den Regierungstruppen geliefert, berichteten Aufständische. Einwohner sprachen von den heftigsten Kämpfen seit Beginn der gewaltsamen Auseinandersetzungen vor 17 Monaten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London berichtete, die syrische Armee feuere Mörsergranaten auf Stadtteile, in denen sich Kämpfer der aus Deserteuren zusammengesetzten Freien Syrischen Armee verschanzt hätten.

Bereits 17.000 Tote

Nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden am Sonntag in Syrien insgesamt 105 Menschen getötet - 48 Zivilisten, 16 Rebellen und 41 Soldaten. Die Beobachtungsstelle beziffert die Gesamtzahl der Toten seit dem Beginn des bewaffneten Aufstandes im März 2011 auf mehr als 17.000. Weltweit für Empörung gesorgt hatte zuletzt der Angriff der syrischen Armee auf die zentralsyrische Ortschaft Tremseh, bei dem laut Menschenrechtsaktivisten mehr als 150 Menschen getötet wurden.

Offiziell "Bürgerkrieg"

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sprach am Sonntag erstmals inzwischen von einem "nicht-internationalen bewaffneten Konflikt" - eine juristische Bezeichnung, die einen Bürgerkrieg meint. Die Einschätzung des IKRK könnte zu einer späteren Verfolgung von Kriegsverbrechen durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) beitragen.

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