IWF-Rüge auch für USA

Die Weltwirtschaft wächst weiterhin langsamer als erhofft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat gestern in Washington seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr um einen Zehntelprozentpunkt auf 3,5 Prozent nach unten korrigiert. Als größtes Wachstumsrisiko nennen die IWF-Finanzexperten die Krise in der Eurozone. Überraschend deutlich fällt aber auch die IWF-Kritik an den USA aus.

Morgenjournal, 17.7.2012

Aus Washington berichtet Tim Cupal.

"Besorgniserregend"

In den USA droht bis Jahresende eine finanzpolitische Vollbremsung. Steuer-erleichterungen laufen aus, die Staatsschuldenobergrenze muss wieder erhöht werden und in allen Haushaltsbereichen drohen massive automatische Einsparungen. Diesbezügliche Kompromisse zwischen Demokraten und Republikanern sind im Präsidentschaftswahlkampf Wunschdenken. IWF Chefökonom Olivier Blanchard: "Das Fehlen einer mittelfristigen finanzpolitischen Planung ist besorgniserregend und könnte in nicht so weit entfernter Zukunft erhebliche Risiken mit sich bringen."

Bankenunion reicht nicht

Die Schuldenkrise in Europa bleibt laut IWF aber das Hauptrisiko für das weltweite Wirtschaftswachstum. Der IWF begrüßt die zuletzt in der EU beschlossene Einführung einer Bankenunion, diese gehe aber nicht weit genug. Konkret wird eine gesamteuropäische Einlagensicherung gefordert und eine gesamteuropäische Lösung für marode Banken, beides von zentraler Stelle gestützt.