Gros: Spaniens Banken auf EU-Hilfe angewiesen

Die Euro-Finanzminister werden morgen wieder über ein Hilfspaket für die spanischen Banken reden. Und diese Bankenhilfe aus dem EU-Topf scheint tatsächlich die einzige Chance zu sein, wie der Direktor des Brüsseler Zentrums für Europäische Politische Studien, Daniel Gros, im Ö1 Mittagsjournal bestätigt.

Mittagsjournal, 19.7.2012

Der Brüsseler Wirtschaftsexperte Daniel Gros im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen

Imageproblem mit Sparauflagen

Der spanische Staat sei nicht mehr in der Lage, seine eigenen Banken finanziell zu unterstützen, sagt Gros. Daher sei zu überlegen, das Bankensystem vom Staat zu trennen. "Ohne Bankensystem geht das gesamte Wirtschaftssystem den Bach runter und damit wäre niemandem gedient."

Dass die EU wegen der mit den Hilfspaketen verbundenen Sparauflagen ein Imageproblem bekommt, ist nach Ansicht von Gros in Kauf zu nehmen. Am Beispiel Irland sehe man, dass es nach einiger Zeit funktionieren kann und dann würde die Bevölkerung meistens auch einsehen, dass sich die Härten gelohnt haben.

Den Vergleich mit einem Blankoscheck, dass bereits über Finanzhilfen für Spanien abgestimmt werde, obwohl man die Höhe der nötigen Gelder noch gar nicht kennt, weist Gros zurück. Die genaue Summe werde man ermitteln, wenn man sich Bilanzen der spanischen Banken näher anschaue. Das sei bei Irland nicht anders gewesen.

Wer zahlt für Fehler?

Jeder Staat in der Krise braucht offenbar ein gezieltes Konzept - das aber meist nicht im betroffenen Staat entwickelt wird, weil dort jene die politische Verantwortung tragen, die das Land in die Misere geführt haben. Für Gros ist es daher klar, dass diese Länder zumindest zeitweilig Souveränität abgeben müssen, schließlich hätten sie bewiesen, dass sie ihre eigene Finanzhoheit missbraucht hätten. In Zukunft müsse aber ein System geschaffen werden, in dem die Staaten für Fehler selbst einstehen. Dazu müsse das Finanzsystem aber auch stark genug sein, die Insolvenz einzelner Staaten auszuhalten, so Gros. "Das wird viel stärker wirken als die Souveränität teilweise an Experten in Brüssel abzugeben."

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Zentrum für Europäische Politische Studien Seite von Daniel Gros