Zehn Jahre Schulpflicht: Parteien zurückhaltend

Die Bildungssprecher der Parlamentsparteien sind zuückhaltend gegenüber dem Vorschlag von ÖGB-Präsident Erich Foglar, die Schulpflicht um ein Jahr zu verlängern. Zehn Jahre Schule hält die Gewerkschaft für notwendig, um Jugendliche besser an das Berufsleben heranzuführen.

Mittagsjournal, 20.7.2012

"Mehr Qualität" im Polytechnikum

Für den Freiheitlichen Bildungssprecher Walter Rosenkranz wäre es vor allem notwendig, das bestehende Pflichtschulsystem zu reformieren und in der neunten Schulstufe, im Polytechnikum, "mehr Qualität einzusetzen". Ein zehntes Schuljahr würde vielen Jugendlichen die Möglichkeit nehmen, ins Berufsleben einzusteigen. Und für jene Gruppe, die der ÖGB im Auge habe, die keine weitere Ausbildung nach der Pflichtschule machen, würde sich durch eine Zwangsbeglückung mit einem weiteren Schuljahr auch nichts ändern, meint Rosenkranz.

"Verlängerung löst keine Probleme"

Die Bildungssprecherin des BZÖ, Ursula Haubner, weist ebenfalls auf das Problem der neunten Schulstufe hin: Eine Verlängerung löse diese Probleme nicht. Den jungen Menschen müsse früher und rechtzeitig gezeigt werden, welche Berufs- und Karrierechancen sie haben. Da komme dem neunten Schuljahr eine große Bedeutung zu und hier müsse man ansetzen, so Haubner. Nicht zuletzt sollte es nach dem neunten Schuljahr einen echten Bildungsabschluss geben - eine Art mittlere Reife, so Haubner.

"Gemeinsame Schule wichtiger"

Eine Reform des Polytechnikums hat im Morgenjournal ja auch die Bildungsexpertin Christa Könne angeregt - mit dem Zusatz, dass das ein Angebot für junge Erwachsene sein müsse und nicht eine bevormundende Schulform. Unter diesen Bedingungen wäre ein zusätzliches Schuljahr von Vorteil, meint Könne. Und trifft sich da mit dem Grünen Bildungssprecher Harald Walser: "Er denke auch, dass man in Richtung Verlängerung der Schulzeit gehen müsste." Also ein grünes Ja zu zehn Pflichtschuljahren, aber das hat für Walser keine Priorität. Wichtiger wäre die Einführung der gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen, die ja die ÖVP blockiert.

Bildungsziel im Vordergrund

Die Volkspartei ist skeptisch gegenüber dem ÖGB-Vorschlag: Bloßes Zeitabsitzen erhöhten sich die Chancen am Arbeitsmarkt nicht. Wichtiger ist es, dass am Ende der Schulpflicht ein Bildungsziel erreicht werde, es gehe um die Qualität der Bildungsabschlüsse. Von der SPÖ war bisher keine Stellungnahme zu erhalten.