Politik will gegen Ärztemangel kämpfen
Österreich hat die höchste Ärztedichte in Europa und eine der größten weltweit. Laut OECD betreuen fünf Ärzte je 1.000 Einwohner. Aber schon im Jahr 2030 könnten laut Studie bis zu 7.400 Ärzte fehlen. Die Politik will den Trend aufhalten und den Ärzteberuf attraktiver machen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.7.2012
Beruf nicht attraktiv genug
Baustellen gibt es viele in der Gesundheitspolitik. Ärzte wollen nicht aufs Land. Ärzte wollen keine Kassenverträge. Ärzte wollen im Spital die Karriereleiter schnell hoch klettern. Viele Gründe, warum jeder dritte Mediziner Österreich nach dem Studium verlässt, klagt der neue oberste Interessenvertreter, Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger: "Lange Dienstzeiten und starke Belastungen haben dazu geführt, dass der Beruf unattraktiv ist. Und jetzt habe ich noch nicht vom Honorar und der Bezahlung gesprochen."
Mangel schon jetzt
An diesen Schrauben soll gedreht werden, verspricht Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). Doch bis jetzt gibt es nur ein Instrument: die Mangelfachverordnung, die schnell wirkt. Schon jetzt fehlen nämlich Kinder- und Jugendpsychiater, Urologen und Gynäkologinnen sowie Hals-, Nasen- und Ohrenärzte. Um Standortpolitik oder Unternehmergeist unter den Ärzten will sich Stöger jetzt kümmern - Themen Gruppenpraxen, regionale Verteilung der Fachärzte und Neugestaltung der Ausbildung.
Nicht mehr Studienplätze
Eine Schraube wird nicht verstellt, sagt Wissenschaftsminister Karl-Heinz Töchterle. Es werde nicht mehr Medizin-Studienplätze geben: "Wir bilden ausreichend Ärzte aus. Wir haben 23,6 Medizinabsolventinnen pro hunderttausend Einwohner, an zweiter Stelle liegt Irland mit 16,2 Prozent." Mit diesen Zahlen will sich Österreich in Brüssel verteidigen. Denn im November läuft das Moratorium wegen der Quotenregelung aus. Die EU hat Österreich geklagt, weil zwei von drei Medizin-Studienplätzen nur für Österreicher reserviert sind.