Streikdrohung zur Eröffnung in London

Nach dem peinlichen Sicherheitsfiasko droht den Organisatoren der Olympischen Spiele in London neues Ungemach. Die Grenzbeamten wollen ausgerechnet einen Tag vor Eröffnung in einen 24-stündigen Streik treten. Das könnte den Flughafen Heathrow ins Chaos stürzen. Die britische Regierung spricht von einem schändlichen Vorgehen der Gewerkschaft, diese entgegnet, sie habe keine andere Wahl.

Mittagsjournal, 21.7.2012

Bettina Madlener berichtet aus London.

Protest gegen Sparkurs

Die Einreise nach Großbritannien war am Flughafen London Heathrow in den letzten Monaten kein Vergnügen. Bis zu drei Stunden mussten die Passagiere vor der Passabfertigung ausharren, es gibt zu wenig Grenzpersonal für die Flut an Menschen, die täglich den größten Flughafen Europas frequentieren. Premierminister David Camerons Sparpaket sei schuld, sagt die Gewerkschaft für den Öffentlichen Dienst (PCS) und spricht von unzumutbaren Arbeitsbedingungen. Während der olympischen Spiele sind mehr Beamte im Einsatz. London will einen guten Eindruck bei den Olympia-Besuchern machen. Die Gewerkschaft droht nun ausgerechnet einen Tag vor den Spielen mit Streik, sollte die britische Regierung nicht mit der Sparerei aufhören. Ein Tag Chaos mit Bildern, die um die Welt gehen und Großbritannien blamieren, sei besser als 365 Tage im Jahr, an denen die Einreisenden stundenlang warten müssten und keine Pässe bekämen, sagt Mark Serwotka, der Generalsekretär der Gewerkschaft PCS.

Spiele als Druckmittel

Im britischen Innenministerium, ohnehin schon strapaziert durch Negativschlagzeilen rund um den Sicherheitskräftemangel, wird der Streik als schändliches Verhalten gesehen. Dahinter würde eine kleine Gruppe an der Spitze der Gewerkschaft stecken. Sie versuche politisches Kapital aus den Spielen zu schlagen, sagt Einwanderungsminister Damian Green.Sieben von acht Beamten hätten gar nicht über den Streik abgestimmt, so Green. Er würde nicht von ihnen getragen und schon gar nicht von der Öffentlichkeit. Die britische Innenministerin Theresa May appelliert an die Gewerkschaft, den Streik abzusagen, betont aber, man sei im Notfall gerüstet und würde dafür sorgen, dass die Passagiere eine problemlose Einreise hätten.

Die Gewerkschaft hat dieses Mal gute Chancen. Das weltweit größte Sportereignis war auch schon für Londons Busfahrer und U-Bahnpersonal ein ideales Druckmittel, kaum war die Streikdrohung auf dem Tisch, bekamen sie den geforderten Olympia Bonus.