USA haben Daten Schweizer Bankbeamter
Mehrere tausend Mitarbeiter von Schweizer Banken sind verärgert, dass ihre Daten an die US-Steuerbehörden weitergeleitet worden sind - offiziell von den Banken, mit dem Segen der Schweizer Bundesregierung. Viele fühlen sich als Bauernopfer im Steuerstreit zwischen der USA und der Schweiz. Ihnen drohen Nachteile auf dem Arbeitsmarkt und bei Auslandsreisen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.7.2012
Raphaela Stefandl berichtet aus der Schweiz
Mehr als 10.000 Mitarbeiter betroffen
Die amerikanischen Finanzbehörden sind im Besitz von zahlreichen Namenslisten von Schweizer Bankmitarbeitern. Schätzungen zufolge sollen es Daten von über 10.000 Mitarbeitern sein. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Spitzenmanager von Banken, sondern um viele kleine Mitarbeiterinnen, die nicht einmal selbst je in den USA gewesen sind, gar nichts mit amerikanischen Kunden zu tun gehabt und nur das ausgeführt hätten, was ihnen angeordnet worden war, sagt deren Vertreterin Denise Chervet vom schweizerischen Bankangestelltenverband. Sie hatte unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Umstandes die Banken angeschrieben, um zu erfahren, nach welchen Kriterien die Daten zur Weitergabe ausgewählt wurden. Doch darauf gab es keine schlüssige Antwort.
Namen auf Bankunterlagen
Weitergegeben wurden laut Chervet Dokumente Mails, Protokolle, auf denen die Namen der Mitarbeiter nicht unkenntlich gemacht worden seien. Diese Weitergabe ist von oberster Stelle in Bern abgesegnet worden. Der Bundesrat gab grünes Licht, nachdem die Banken darum gebeten hatten. Um zu verstehen, warum dies so kam, muss man ein bisschen zurückblicken.
Das Schweizer Bankgeheimnis ist gut geschützt. Das mussten auch die amerikanischen Steuerbehörden feststellen, als sie schon vor Jahren begonnen haben, Jagd auf US-Steuersünder zu machen. Sie verdächtigen Zigtausende Bürger, ihr Geld in der Schweiz steuerschonend anzulegen - unter tatkräftiger Mithilfe von Schweizer Bankangestellten. Die Großbank UBS war die erste, die in die Steueraffäre verwickelt wurde, und fast 800 Millionen US-Dollar an Strafgeldern bezahlte.
Verhaftung im Ausland droht
Viele Kunden fanden offenbar ein neues Konto bei einer anderen Schweizer Bank und so machen die US-Steuerbehörden seit Jahresbeginn Druck auf elf Schweizer Institute. Die älteste Privatbank Wegelin wurde wegen Mithilfe zur Steuerhinterziehung geklagt und wurde verkauft. Andere Banken wollen die Kundendaten nicht herausgeben und sind deshalb bereit, mit den amerikanischen Behörden zusammenzuarbeiten mit der Folge, dass Namen von Mitarbeitern weitergegeben wurden. Ein Bauernopfer, sagt der Bankpersonal-Vertretung Jean-Christophe Schwaab. Er beklagt, dass die Liste eine Rolle auf dem Arbeitsmarkt spiele: Steht der Name eines Bewerbers auf der Liste, bekomme er den Job nicht. Auch bei Auslandsreisen müssten diese Leute jederzeit mit einer Verhaftung rechnen, sagt Schwaab.