Krankenhäuser stoppen Beschneidungen
Die Debatte über Beschneidungen führt dazu, dass eine zunehmende Zahl an Krankenhäuser Beschneidungen, aus religiösen Gründen, stoppt. Die Initiative gegen Kirchenprivilegien erhebt außerdem den Vorwurf, dass viele religiöse Beschneidungen über die Krankenkassen abgerechnet werden und spricht von Betrug.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25. 7. 2012
Betrug an der Sozialversicherung
Zahlen der Statistik Austria aus dem Jahr 2010 hat sich die Initiative gegen Kirchenprivilegien angesehen und kommt zum Schluss. 6.480 Beschneidungen wurden in Österreich an öffentlichen Spitälern durchgeführt und über die Krankenkasse verrechnet. Und diese Zahlen legen nahe, dass nicht alle medizinisch notwendig sind, sagt der Sprecher der Initiative Niko Alm. "Wenn man sich die Zahlen genau ansieht, sieht man, dass in Vorarlberg drei Mal so viele Beschneidungen durchgeführt werden, wie im Burgenland. Das ist doch recht auffällig, dass es hier Ungleichverteilungen gibt, die nahe legen, dass hier auf Krankenschein beschnitten wird."
Das sei Betrug an der Sozialversicherung, kritisiert die Initiative. "Es liegt zumindest der Verdacht nahe, dass hier Kinder, die an und für sich gesund sind, eine Gefälligkeitsdiagnose bekommen und dass dann eine Beschneidung durchgeführt wird, obwohl keine medizinische Indikation vorliegt."
SV und Ärzteschaft weisen Vorwürfe zurück
Beim Hauptverband der Sozialversicherungen sind diese Vorwürfe nicht bekannt. Und auch der Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendchirurgie am Wiener Donauspital Alexander Rokitansky sagt: "Die meisten Beschneidungen werden aus medizinischen Gründen durchgeführt." Er glaubt nicht, dass Ärzte Gefälligkeitsgutachten ausstellen. "Das kann ich ausschließen, in dem Umfeld und der Kollegenschaft, die ich kenne. Hier gibt es ganz klare Kriterien, wann eine Beschneidung medizinisch indiziert, also notwendig, ist."
Am Wiener Donauspital werden auch weiterhin Beschneidungen durchgeführt, für uns gilt das Gesetz, stellt der Vorstand der Kinderchirurgie fest. "Das Problem, das wir als Ärzteschaft sehen, ist, dass wenn man einer derartigen Wunschbeschneidung nicht nachkommt, dann ist die Gefahr, dass diese Beschneidung in Hände gelangt, wo weder die Kenntnis, noch die Fertigkeit gegeben ist. Das ist unsere Sorge."
"Wir bezahlen unsere Beschneidungen selbst."
Auch die Glaubensgemeinschaften weisen die Vorwürfe zurück, jeder zahlt die Beschneidung selbst, sagt Fuat Sanac von der islamischen Glaubensgemeinschaft.
"Wenn die Kinder wirklich nur aus religiösen Gründen beschnitten werden, dann sollen die Eltern selbst bezahlen. Auch die Beschneidung meiner zwei Söhne habe ich selbst bezahlt."
Und aus der israelitischen Kultusgemeinde heißt es: Bei uns werden die meisten Beschneidungen nicht in Spitälern durchgeführt, sondern in den Synagogen.