Französische Autoindustrie in der Krise

Die Autoindustrie spürt die Wirtschaftskrise in Europa. Marken wie Mercedes, Ford und Opel klagen über schwachen Absatz, Minus und rote Zahlen. Peugeot-Citroen will im Stammland Frankreich achttausend Stellen abbauen und hat gestern mit über achthundert Millionen Euro Verluste für das erste Halbjahr 2012 katastrophale Bilanz gezogen.

Morgenjournal, 26.7.2012

Aus Paris,

Regierung hilft

Frankreichs Regierung setzt auf umweltschonende Autos – der Blick geht eindeutig in die Zukunft, Abwrackprämien, um die Nachfrage anzukurbeln, wie in den letzten Jahren, sind passé. Das ist im groben die Botschaft des 1,8 Milliarden Euro teuren Hilfspakets für Frankreichs Automobilindustrie, die in den letzten zehn Jahren ein Drittel der Beschäftigten verloren und 40% weniger Autos produziert hat. Um den Ernst der Lage zu unterstreichen, trat – völlig ungewöhnlich – der Premierminister persönlich im Elysee vor die Kameras: Was die Zukunft angeht, die Zukunft unserer Automobilbranche, die so viele Arbeitsplätze verloren hat, geht diese Regierung jetzt in die Offensive.

Volle Kraft für Öko-Autos

Bei Hybrid- und Elektroautos habe Frankreich Wettbewerbsvorteile, die wolle man unterstützen, um im weltweiten Wettbewerb einen deutlichen Schritt voraus zu sein, so Industrieminister Montebourg: Diese Ökoautos sollen für jeden Geldbeutel erschwinglich sein. Es geht darum, dass umweltschonende Autos ein Objekt des Alltagslebens aller Franzosen werden.

4.000 Euro Prämie gibt es vom Staat für den Kauf eines Hybrid- Autos, 7.000 für ein Elektro-Auto , die Prämie soll auch für den Fahrzeugpark von Unternehmen gelten und der Staat will künftig bei Neuanschaffungen für den öffentlichen Fuhrpark mindestens 25 Prozent derartiger Autos ordern. Weitere Hilfen sind an Bedingungen gebunden: die französische Regierung verlangt von den Autokonzernen Standortgarantien, Preisstabilität, dass die Öko-Autos in Frankreich hergestellt werden und auch die Forschungseinrichtungen in Frankreich verbleiben.

Dieser Plan ist langfristig angelegt und wird kaum Auswirkungen auf die bedrohten 8.000 Arbeitsplätze bei Peugeot-Citroen, das Werk Aulnay bei Paris, das geschlossen werden soll und die zahlreichen Zulieferer haben, die einer nach dem anderen Konkurs anmelden – entsprechend nannten die Gewerkschaften das Hilfspaket völlig unzureichend. Auch Bernard Jullien, Experte der Automobilbranche, betont, dass die Strategie-Defizite von Peugeot Citroen – etwa das Schwergewicht auf die Klein- und Mittelklasse gelegt zu haben - Bestand haben werden: Peugeot-Citroen ist zu stark auf Europa konzentriert. Gerade der europäische Markt leidet fürchterlich, in Frankreich, aber noch stärker in Spanien und Italien, für Peugeot Citroen zentrale Absatzmärkte – daraus folgt ein Problem des Produktionsvolumens und der Überkapazitäten in Europa. Und: Wo andere in China, in Russland oder Brasilien Profite machen, hat Peugeot Citroen nichts entgegenzusetzen.

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