Popfest Wien am Karlsplatz
Das Popfest Wien geht dieses Jahr in seine dritte Auflage. Von Donnerstag bis Sonntag werden an sechs Veranstaltungsorten rund um den Wiener Karlsplatz knapp 50 Bands und Musiker zu erleben sein.
8. April 2017, 21:58
Trotz der Krise der Musikindustrie präsentiert sich die österreichische Szene da in einer erstaunlichen Bandbreite. Kuratiert wird das Festival vom österreichischen Musiker und Musikjournalisten Robert Rotifer, der durch seinen Wohnort London, auch den Blick von außen auf die heimische Musiklandschaft mitbringt.
Morgenjournal, 26.7.2012
Musikmachen als Luxus?
Die "Black Clouds" im Song der Linzer Band The Beth Edges werden hoffentlich die einzigen schwarzen Wolken beim Eröffnungskonzert Donnerstagabend auf der Seebühne am Karlsplatz bleiben. Das Quartett zeigt nicht nur eine hörbare Sympathie für britische Pop-Musik, es hat sich auch bereits als Vorgruppe zweier britischer Bands erste internationale Sporen verdient und steht damit für einen Zweig des österreichischen Musikschaffens. "Man kann sich heutzutage einklinken in einen Sound, der nicht unbedingt geographisch verortet sein muss", sagt Kurator Robert Rotifer. Parallel dazu gibt es auch eine gegenläufige Strömung, die sich stark auf die jeweilige Umgebung bezieht. Immer mehr Künstler singen beispielsweise auf Wienerisch.
Obwohl sich in der Musikbranche immer weniger Geld verdienen lässt, machen hierzulande dennoch immer mehr Menschen Musik, weil durch die digitale Technik die Herstellung erschwinglicher geworden ist. Zahlreiche Klein- und Kleinstlabel sind deshalb in den letzten Jahren vor allem in Wien aus dem Boden geschossen.
Und auch wenn diese Unternehmen vor allem durch übergroßen Idealismus getragen werden, werfen sie doch noch kleine Gewinne ab. Anders in Großbritannien, so Robert Rotifer, wo Musikmachen zum puren Luxus geworden ist. Dort muss man es sich schon leisten können, in einer Band zu spielen. Ein hoher Anteil der britischen Musiker heutzutage sind ehemalige Zöglinge teurer Privatschulen.
Weltberühmt in Österreich
Die österreichischen Musiker lassen sich nicht nur aus allen musikalischen Himmelsrichtungen inspirieren, sondern auch quer durch die Zeiten. Der interplanetarische Traumpop von Lonely Drifter Karen klingt da wie Zukunftsmusik, während das Duett Play the tracks of ganz hemmungslos seiner Vorliebe für die 1980er-Jahre frönt.
Die Blogging-Kultur im Internet hat es außerdem mit sich gebracht, dass man als österreichischer Musiker mittlerweile nicht mehr nur in Wien weltberühmt werden kann, sondern auch tatsächlich international wahrgenommen wird. Ein einflussreiches britisches Online-Magazin feierte da etwa kürzlich eine besondere Entdeckung. "Da war ein Beitrag drinnen über die Band Mile Me Deaf und da ist gestanden, wenn das aus Brooklyn käme, würden wir alle sagen, das ist großartig. Aber es kommt ja aus Wien. Es ist höchste Zeit, dass wir das genau so nehmen, als wenn es aus Brooklyn käme", erzählt Robert Rotifer. Er ist der Meinung, man sollte sich die Festival-Programme in Wien ruhig genauer ansehen.