Bordcomputer und Co.: Ablenkung im Auto

Navigationsgeräte, Bordcomputer und jetzt auch noch Internet im Auto, vom Telefonieren am Steuer gar nicht zu sprechen: Verkehrsexperten warnen, dass die Ablenkung beim Autofahren immer größer wird. Sie schätzen, dass ein Drittel aller Verkehrsunfälle auf die verschiedenen Formen von Ablenkung zurückzuführen ist.

Morgenjournal, 10.7.2012

Tanja Geleckyj

Mehr als ein Drittel der Unfälle

Autofahren wird zunehmend zur Nebentätigkeit, sagt Verkehrsexperte Gregor Bartl. Und Nebentätigkeiten wie Telefonieren oder das Bedienen des Navis würden zunehmend zur Haupttätigkeit. Die Gefahr, die dadurch entsteht, sei groß, sagt Bartl: 36 Prozent aller Verkehrsunfälle seien auf Ablenkung zurückzuführen. "Und das ist der wichtigste Teil der Verkehrssicherheit."

Unterschätzte Gefahr

Autobauer allerdings setzen verstärkt auf das Auto der Zukunft, das sich etwa mit dem Smartphone seines Besitzers verbindet oder Mails und Facebook-Einträge vorliest. Egal ob Mercedes, Audi oder BMW - sie alle werben mit den neuen Kommunikationstechnologien. Die Gefahr dabei werde ganz klar unterschätzt, so Bartl: "Alle glauben, dass aggressives Fahren oder Alkolenker das große Problem sind. Das ist zum Teil richtig, aber noch größere Probleme sind viele Arten der Ablenkung. Und die sind nicht so leicht in den Griff zu bekommen, weil sie nicht so leicht strafbar und sanktionierbar sind."

Gesetzliche Regelungen fehlen also, und auch der EU bleibe angesichts einer starken Autolobby nichts weiter übrig als Empfehlungen auszusprechen, so Bartl. Verkehrssicherheit sei eine Frage der Politik und die Autolobby sei eine starke Lobby in EU. Deshalb ende ein Gesetzesvorschlag oft nur als Empfehlung.

Straßenbau anpassen

Gregor Bartl rechnet fix damit, dass sich das Problem in den nächsten Jahren verstärkt. Der Verkehrsexperte verweist aber auf einige Methoden, die für mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr sorgen. Der Straßenraum könne zum Beispiel so gestaltet werden, dass sich die Autofahrer wieder mehr auf den Verkehr konzentrieren. So könnten weiße Leitlinien die Fahrbahn optisch verschmälern - auch in Tunnels. Dadurch entstehe erhöhtes Gefahrenbewusstsein und binde die Aufmerksamkeit des Fahrers auf die Straße.

200 Tote durch Ablenkung

Derzeit fokussiere sich die Verkehrssicherheitsarbeit noch auf die Problemgruppen Alkolenker und Schnellfahrer, das Thema Unaufmerksamkeit werde dafür noch zu sehr vernachlässigt. Pro Jahr sterben rund 500 Menschen im Straßenverkehr, davon fast 200, weil sie abgelenkt waren.