ÖVP für Teilzeit-Bildungskarenz

Eine Bildungskarenz auf Teilzeitbasis schlägt die ÖVP vor. Derzeit kann man eine Bildungskarenz nur Vollzeit in Anspruch nehmen, muss also vorübergehend aus dem Betrieb ausscheiden. Die Chefin des ÖVP-Arbeitnehmerbundes ÖAAB, Johanna Mikl-Leitner, will das nun ändern und damit vor allem jene erreichen, die derzeit Bildungskarenzen nur sehr wenig annehmen, nämlich Menschen mit geringer Qualifikation.

Mittagsjournal, 30.7.2012

Abgestimmt auf den Arbeitsmarkt

Konkret stellt sich Johanna Mikl-Leitner die Teilzeit-Bildungskarenz so vor: Eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer reduziert die Arbeitszeit auf 50 Prozent, die gewonnene Zeit nutzt er oder sie für Fortbildung. Zugleich werde auch das Gehalt um die Hälfte reduziert. In Ergänzung solle es aber das halbe Arbeitslosengeld geben. Konkret würde jemand, der 1.700 Euro netto verdient, mit einer Teilzeit-Bildungskarenz auf rund 1.500 Euro monatlich kommen.

Wichtig sei, dass die Fortbildung auf den Qualifikationen der Beschäftigten aufbaut, und dass die gewonnenen Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden. Deshalb soll eine Teilzeit-Bildungskarenz auch in Abstimmung mit dem AMS genommen werden, sagt Mikl-Leitner, um das Geld punktgenau einsetzen zu können. Oder wie Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) es ausdrückt: "Es machen jetzt nicht alle die Tauchlehrerausbildung, aber im Endeffekt nicht genau das, was die Wirtschaft erwartet."

Geringer Qualifizierte im Visier

Das AMS übernimmt die Kosten für die Ausbildung bis zu einer maximalen Höhe, der oder die Karenzierte muss nachweisen, dass die Fortbildung wirklich in Anspruch genommen wird. Das Modell soll zusätzlich zur jetzigen Vollzeit-Bildungskarenz eingeführt werden. Und es soll auf Freiwilligkeit aufgebaut sein. Eine Karenz kann also nur genommen werden, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer einverstanden sind. Mit dem neuen Modell will man vor allem gering qualifizierte Arbeitskräfte erreichen, also etwa jene, die nur einen Pflichtschulabschluss haben. Die gehen derzeit nur selten in Bildungskarenz - aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlassen, sagt Johanna Mikl-Leitner.

Ab 2013?

Der Koalitionspartner SPÖ steht dem Ansinnen offen gegenüber. Der Vorschlag sei nicht neu, so Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ): "Wenn das notwendig ist, dann werden wir so eine Lösung finden." Die ÖVP wünscht sich , dass die Teilzeit-Karenz ab kommenden Jahr angeboten wird, Hundstorfer spricht von einem in Kraft treten im Frühjahr 2013.