Die jüngsten Forschungen der NASA

Projekt Mars

Der Deutsche Jesco von Puttkamer ist der dienstälteste Mitarbeiter der NASA. Vor genau 50 Jahren, im August 1962, heuerte der junge Forscher bei der amerikanischen Weltraumbehörde an. Seither hat Puttkamer an allen wesentlichen NASA-Projekten mitgearbeitet, von der Saturn-V-Rakete bis über die diversen Apollo-Programme bis hin zur internationalen Raumstation ISS.

Am Montag, dem 6. August 2012, wird Jesco von Puttkamer hochkonzentriert auf die NASA-eigenen Überwachungsmonitore starren, denn da landet sein jüngstes Kind, der Marsrover "Curiosity", auf dem roten Planeten - und die halbe Welt wird den Atem anhalten: Sollte das komplizierte Landungsmanöver gelingen, wird "Curiosity" die Marsforschung revolutionieren, das hoffen zumindest die Forscherinnen und Forscher.

Pünktlich zur "Curiosity"-Landung hat Jesco von Puttkamer im Herbig-Verlag auch ein aktuelles Buch vorgelegt: "Projekt Mars" heißt es, ein wissenschaftshistorisches Werk über den zweitkleinsten Planeten unseres Sonnensystems.

Steile wissenschaftliche Karriere

Es war die Oma. Dass er zum Weltraumforscher wurde, erzählt Jesco von Puttkamer, habe er, neben früher Jules-Verne- und Hans-Dominik-Lektüre, vor allem seiner Großmutter zu verdanken, denn die hatte dem kleinen Buben während des Zweiten Weltkrieges ein Astronomiebuch geschenkt. "Das andere war die Erkenntnis, dass Raumfahrt eines Tages eine Schlüsselrolle spielen wird."

Nach dem Abitur in Konstanz legte Jesco von Puttkamer, aus altem pommerschem Adel stammend, eine steile wissenschaftliche Karriere hin: Er studierte an der renommierten TH Aachen und übersiedelte Anfang der 60er auf Einladung Wernher von Brauns nach Huntsville, Alabama. In den USA lebt und forscht Puttkamer seither als hochgeschätzter und inzwischen auch hochdekorierter Wissenschaftler.

Landung innerhalb eines Bergmassivs

Jesco von Puttkamer geht fix davon aus, dass der "Rote Planet" über kurz oder lang von Menschen besiedelt werden wird. Erster Schritt auf diesem Weg: die Weltraumsonde "Curiosity", die am Montag in einem riskanten Manöver auf der Marsoberfläche landen soll. Jesco von Puttkamer ist schon voll fiebriger Erregung: "Alle Bordsysteme sind voll funktionsfähig, er hat sogar schon wertvolle Daten geliefert über Strahlungswerte auf dem Weg zum Mars (...) Die Landung am Montag müsste an sich gut gehen, wenn es auch das erste Mal ist, dass wir auf diese Art und Weise landen werden."

Es ist eine Kombination aus radargesteuerten Bremstriebwerken und Fallschirm, die dem Marsrover eine sanfte Landung ermöglichen soll. Dass die Landung gelingt, ist keineswegs ausgemacht. An ein Scheitern will Jesco von Puttkamer im Moment allerdings gar nicht denken: "Wir landen zielgenau", ist Puttkamer überzeugt, und zwar im Krater eines gewaltigen Bergmassivs. "Das Bergmassiv setzt sich aus interessanten Schichten zusammen, wie der Grand Canyon, wo man bei jeder Schicht eine frühere Zeit studieren kann, je tiefer man hinunter geht."

Und dadurch erhofft man sich wertvolle Aufschlüsse über die Entstehung des Mars und seine areologische Geschichte. Im Zentrum der "Curiosity"-Mission steht aber etwas anderes: "Wir suchen in erster Linie nach Lebensspuren, und zwar in Gegenden, in denen das Leben am ehesten vorgekommen ist."

Faszinierende Einblicke

Jesco von Puttkamers Mars-Buch ist keine einfache Lektüre. Zielgruppe des Bands ist, trotz opulenter Illustrierung, ein einschlägig vorgebildetes Publikum, das mit Begriffen wie "Periapsis" und "Apoapsis" etwas anfangen kann und sich auch unter "Äquinoktien" und "Elektronenreflektometern" etwas vorzustellen vermag. Dennoch: Wenn man sich durchbeißt, wird man mit faszinierenden Einblicken in die wunderbare Welt unseres roten Nachbarplaneten belohnt.

Die vulkanischen Bergmassive auf dem Mars etwa sind um vieles höher als die höchsten Berge der Erde. Der "Olympus Mons" zum Beispiel, ein gigantischer Marsgipfel, ist mit 27,3 Kilometern drei Mal so hoch wie der Mount Everest, der sich neben dem "Olympus Mons", dem höchsten Berg unseres Sonnensystems, wie ein besserer Maulwurfshügel ausnimmt. Seine rote Färbung verdankt der Mars einem Korrosionsprozess, der auch auf Erden bestens bekannt ist: "Der Mars ist bedeckt mit einer dünnen Schicht von Eisenoxyden, von Rost", so Puttkamer. "Wenn ich da draufpuste, fliegt der rote Staub weg und färbt auch meine Atmosphäre rötlich."

Besiedelung als Fernziel

In 20, 25 Jahren, davon ist Jesco von Puttkamer überzeugt, wird die erste bemannte und befraute Forschungsmission in Richtung Mars starten. Langfristig gesehen stellen sich für den deutsch-amerikanischen Weltraumforscher aber noch ganz andere Fragen: "Können wir selber fußfassen auf dem Mars?" Menschen, die am Mars wohnen, könnten weiter in den Asteroidengürtel jenseits des Mars vorstoßen. 14 oder 15 Nationen haben bereits übereingestimmt, dass Mars das große Fernziel sei. "Damit ist der große Schritt getan, den es früher nur in der Science-Fiction gab."

Bleibt die Frage nach dem Geld. Marsmissionen sind teuer: Als George Bush senior Anfang der 1990er Jahre eine bemannte Marsreise ankündigte, wurden die Kosten damals auf 400 bis 500 Milliarden US-Dollar geschätzt. Daneben nehmen sich die 2,5 Milliarden, die "Curiosity" verschlungen hat, nachgerade bescheiden aus.

"Diese zweieinhalb Milliarden, die wir jetzt in die 'Curiosity' gesteckt haben, das ist gut ausgegebenes Geld. Es soll mir niemand sagen, das wäre verschwendet", meint Puttkamer, denn "all dieses Geld ist ja in Lohntüten von Menschen geflossen."

Langfristig träumt Jesco von Puttkamer davon, dass der Mensch nicht nur den Mars, sondern auch die anderen Planeten unseres Sonnensystems besiedelt. Ein Traum, eine technizistische Phantasie? Vielleicht. Als ersten Schritt zur Verwirklichung dieses Traums wünscht sich Jesco von Puttkamer jedenfalls eine sanfte Landung für "Curiosity". Der Rest wird sich weisen.

Service

Jesco von Puttkamer, "Projekt Mars - Menschheitstraum und Zukunftsvision", Herbig-Verlag

Herbig Verlag - Projekt Mars