Frankreich: Kampf gegen die Arbeitslosigkeit

Frankreich muss nicht nur weiter kräftig sparen, sondern auch Rezepte gegen die hohe Arbeitslosigkeit finden. Präsident Hollande will seine Wahlversprechen halten und zehntausende neue Jobs schaffen. Die Konservativen kritisieren aber, dass die neue sozialistische Regierung die Probleme nicht bei der Wurzel packe.

Mittagsjournal, 6.8.2012

ORF-Korrespondentin Kristina Stiller berichtet aus Paris.

Keine Verschnaufpause für Sarkozy

Zumindest auf den Bildern in den französischen Tageszeitungen sieht es nach einer politischen Sommerpause aus. Präsident Francois Hollande und seine Lebensgefährtin Valerie Trierweiler schütteln lachend Hände in Südfrankreich, doch hinter den Mauern des Präsidentensommersitzes dürfte wohl wenig Zeit für eine Verschnaufpause sein. Zu groß sind die Herausforderungen.

Zum einen muss im Herbst ein Sparbudget für 2013 vorbereitet werden, zum anderen ist die Regierung mit einer Rekordarbeitslosigkeit konfrontiert. Beinahe drei Millionen Menschen haben keinen Job. In den vergangenen Wochen hat eine Hiobsbotschaft die nächste gejagt: Zahlreiche französische Großunternehmen müssen tausende Stellen streichen.

Beschäftigung zentrales Wahlversprechen

Präsident Francois Hollande hatte noch im Wahlkampf versprochen, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. So versprach er etwa, im Bildungsbereich neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Polizeiapparat zu vergrößern.

Im Gegenzug sollen im Verteidigungs- und im Finanzministerium zehntausende Stellen wegfallen. Ein weiteres Wahlversprechen der Regierung ist die Schaffung eines "Generationenvertrags" im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit und die Erhöhung der Gelder für die Arbeitsämter.

Opposition kritisiert hohe Arbeitskosten

Die konservative Opposition bezweifelt die Umsetzung der Pläne und verweist auf die Budgetplanung für 2013, in der ein Loch von 30 Milliarden Euro klafft. Stattdessen müsse man die Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs verbessern. Der ehemalige Industrieminister Christian Estrosi etwa verweist auf die hohen Arbeitskosten, die Frankreich im europäischen Vergleich habe.

Nicht nur die Lohnnebenkosten müssten gesenkt, sondern auch die 35-Stunden-Woche ein für alle Mal abgeschafft werden, fordert Estrosi.

Die Lösungsansätze im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit sind also ganz unterschiedlich. Bei den Betroffenen aber macht sich in erster Linie Hoffnungslosigkeit breit, das zeigt auch eine aktuelle Umfrage. Die Franzosen bewerten ihre Jobaussichten so schlecht wie seit zwei Jahren nicht mehr.