Schlecker: Sehenden Auges in die Pleite

Nach der Insolvenz der deutschen Drogeriekette Schlecker werden jetzt Vorwürfe gegen den Firmengründer laut. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wirft die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anton Schlecker vor, Teile seines Vermögens schon vor Jahren in Sicherheit gebracht zu haben. Außerdem soll die Pleite seit langem absehbar gewesen sein, die Firmenführung habe das aber billigend in Kauf genommen.

Mittagsjournal, 13.8.2012

Vermögen rechtzeitig abgezweigt

Es sind schwere Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen den Firmengründer Anton Schlecker erhebt - der Verdacht der Insolvenzverschleppung steht im Raum. Der heute 67-Jährige soll demnach bereits im Jahr 2008 bzw. 2009 angesichts der dramatisch einbrechenden Umsätze erkannt haben, dass die Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens drohte. Er soll dies billigend in Kauf genommen haben - so zitiert das Nachrichtenmagazin der Spiegel in seiner heutigen Ausgabe die Ermittler. Ab 2009 soll Anton Schlecker begonnen haben, Vermögen auf Familienangehörige zu übertragen - unter anderem das Familienanwesen in Ehingen im Wert von kolportierten 20 Millionen Euro. Außerdem habe Anton Schlecker seiner Frau Christa Schlecker ein Monatsgehalt von immerhin 60.000 Euro überwiesen - nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Stuttgart - doch etwas überhöht.

25.000 Jobs verloren

Auch die laut Bericht "besondere Art der Unternehmensfinanzierung" bemängeln die Ermittler: Schlecker hatte außergewöhnlich lange Zahlungsfristen. Der Erlös aus bereits verkaufter, aber noch nicht bezahlter Ware diente zur Unternehmensfinanzierung, dies sei eine Art "Schneeballsystem", so die Vorwürfe, auf Grund derer die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Ermittlungsverfahren gegen Anton Schlecker und 13 weitere Beschuldigte eingeleitet hat. Inzwischen wurden mehr als 20 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht, dabei umfangreiche Unterlagen und Dateien sichergestellt.

Anton Schlecker hat sich bisher noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der 67-Jährige hatte Ende Jänner Insolvenz angemeldet. Nachdem die Suche nach einem Investor, der die Geschäfte weiterführt, gescheitert war, wurden Ende Juni deutschlandweit die letzten Filialen, geschlossen - rund 25.000 Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz in Deutschland verloren.

Österreich-Filialen bleiben offen

Die 900 Schlecker-Filialen in Österreich wurden Ende Juli in letzter Sekunde von einem Investment-Fonds übernommen - aus den Märkten wird unter dem Namen Dayli eine Nahversorgungskette mit breiterem Sortiment. Die 3000 Arbeitsplätze in Österreich sollen laut dem neuen Eigentümer erhalten bleibe.

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