Fremdwährungskredite: Verlockung zum Umstieg

Tausende Bankkunden in Österreich haben noch endfällige Fremdwährungskredite in Schweizer Franken laufen. Die Banken versuchen jetzt mit Angeboten, die Kunden zum Wechsel in den Euro zu bewegen. Denn das reduziert nicht nur das Risiko der Kreditnehmer, sondern auch das der Banken. Allerdings muss man Verluste in Kauf nehmen.

Mittagsjournal, 21.8.2012

Günstige Gelegenheit?

"Endfälliger Fremdwährungskredt mit Tilgungsträger" - was sperrig klingt, war für hunderttausende Bankkunden Ende der 90er Jahre ein verlockendes Angebot. So billig wäre das Haus oder die Wohnung sonst nicht zu finanzieren gewesen. Die Banken und Finanzberater haben bei dem Boom fleißig mitgemacht, und haben jetzt selbst ein Problem. Weil die meisten Fremdwährungskredite in Franken laufen, und die Schweizer Währung in der Zwischenzeit stark aufgewertet hat, droht den Kreditnehmern eine riesige Finanzierungslücke am Ende der Laufzeit. Dazu kommt der Tilgungsträger, der auch nicht so viel abwirft wie erwartet.
Allerdings hat die Schweizer Notenbank derzeit den Frankenkurs bei 1,20 Euro festgelegt. Aus Sicht der heimischen Banken ein guter Zeitpunkt, um aus dem Franken auszusteigen, und in Euro zu wechseln. Denn es sei nicht absehbar, wie lange die Schweiz diesen Kurs noch verteidigen kann.

Mehr Sicherheit für beide Seiten

Die Erste Bank macht ihren Kunden daher ein Angebot, um aus dem Franken-Kredit auszusteigen: ein Fixzinssatz in Euro von 2,9 Prozent für eine Dauer von zehn Jahren. Für den Umstieg fallen keine Kosten an. Bernhard Schragl von der Erste Bank zu den Beweggründen: Für beide Seiten, für Kunden als auch Bank, werde damit das Risiko verringert.

Ein ähnliches Angebot macht die Bank Austria, mit einem sogar noch etwas niedrigeren Fixzinssatz auf zehn Jahre. Auch die Volksbank Wien und die BAWAG gehen in eine ähnliche Richtung.

Saftiger Verlust

Für die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer ist der Fixzinssatz, wie ihn Erste Bank oder Bank Austria anbieten, grundsätzlich überlegenswert. Alexander Wurtitsch von der Arbeiterkammer Niederösterreich meint, das Angebot sei sicher nicht schlecht. Man müsse aber mit einem Verlust leben. Denn bei einem Wechsel in den Euro hat man je nachdem, bei welchem Frankenkurs man eingestiegen ist, einen hohen Wechselkurs-Verlust. Dazu kommt der Verlust durch den Tilgungsträger, oft eine fondsgebundene Lebensversicherung. Die Konsumentenschützer raten hier eher dazu, den Tilgungsträger mit Verlust zurückzukaufen als stillzulegen. Bei einem Kredit von 150.000 Euro kann so schnell ein Verlust von 40.000 bis 60.000 Euro zusammenkommen. Dafür hat man im Gegenzug die Sicherheit, dass die Verluste durch den endfälligen Fremdwährungskredit in Zukunft nicht noch mehr werden.