Hartes Urteil gegen russische Aktivistin

Eine russische Oppositionsaktivistin ist wegen angeblichen Drogenhandels zu acht Jahren Straflager verurteilt worden. Damit ist das Gericht im westrussischen Smolensk weit über die Forderung der Staatsanwaltschaft von vier Jahren Haft hinausgegangen. Es scheint, als sei hier wieder der russische Staat gegen unliebsame Oppositionelle mit der Justizkeule vorgegangen.

Morgenjournal, 29.8.2012

Drogen untergeschoben?

Seit zwei Jahren beschäftigt der Fall der 28-jährigen Taissja Ossipowa die russische Justiz. Die erklärte Gegnerin von Präsident Wladimir Putin ist 2010 wegen des Verdachts, Heroin zu verkaufen, festgenommen worden. In ihrer Wohnung sind neun Gramm der Droge und ein markierter 500-Rubel-Schein gefunden worden. "Angeblich gefunden worden", muss man nach dem Prozess allerdings sagen, denn die Polizisten haben sich bei der Einvernahme ständig in Widersprüche verwickelt. Und so werfen die Anhänger Ossipowas den Behörden vor, der Anti-Regierungsaktivistin die in der Wohnung gefundenen Drogen untergeschoben zu haben.

Aktivisten-Ehepaar

Ossipowa ist 2011 zunächst zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Der Fall wurde aber neu aufgerollt, nachdem der damalige Präsident Medwedew das Urteil im Jänner als zu hart kritisiert hat. Erstmals wurde Ossipowa vor sieben Jahren in der russischen Provinzstadt Smolensk bekannt, als sie in aller Öffentlichkeit dem damaligen Gouverneur Wiktor Maslow einen Strauß Nelken ins Gesicht geworfen hat - dafür, dass er sich, laut ihr, auf Kosten der einfachen Leute bereichert habe. Zudem ist der Ehemann von Ossipowa einer der Anführer der nicht registrierten politischen Partei "Anderes Russland". Manche glauben, sie sei verhaftet worden um Druck auf ihn auszuüben.