Ars Electronica: "The Big Picture"
Heute beginnt in Linz die Ars Electronica. Das traditionelle Medienkunstfestival steht heuer unter dem Motto "Big Picture". Das Team um Gerfried Stocker versucht wieder einmal, die Welt aus neuen Perspektiven zu sehen.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 30.8.2012
Wir sind es gewohnt, die Welt aus einer beschränkten Perspektive zu sehen, nämlich von einem Standpunkt, der vor langer Zeit entstanden ist, der aber nicht mehr zeitkonform ist. Die Welt wird immer noch nach einem Modell aus dem 16. Jahrhundert abgebildet, das auf die Arbeiten von Gerhard Mercator zurückgeht. Er hat damals die Meere und Kontinente in eine Zylinderform projiziert zeichnerisch umgesetzt, man braucht nur einen herkömmlichen Atlas aufzuschlagen, um zu sehen, wie das aussieht. Das genügt allerdings nicht, um die heutige Welt darzustellen.
Doch schon bei der Darstellung der Weltmeere beginnen die Probleme, wie Gerfried Stocker, der künstlerische Leiter der Ars Electronica ausführt. Wohl wisse man um die Bedeutung des Golfstroms für das Weltklima, wie aber lässt sich dieses Phänomen in eine Weltkarte integrieren? So gibt es in Linz etwa eine japanische Gruppe, die auch versucht, die Strömungen darzustellen.
Verkehrs- und andere Netze
Noch komplizierter wird es, wenn es nicht um rein geografische Fragen geht. Stocker denkt hier naturgemäß an das Netz globaler Datenströme, das über das alte Netz globaler Verkehrssysteme hinaus "eigentlich einen zweiten, virtuellen Globus darstellt". Und so bietet sich das Bild einer multipolaren Welt, die dem Prinzip der Zentralperspektive entgegensteht.
Diese unterschiedlichen Puzzlesteine ergeben dann also das "Big Picture", das das Motto des Festivals ist. Bis zum 3. September geht die Ars Electronica mit internationales Künstlern und Wissenschaftlern derartigen Fragen nach. Es gibt Ausstellungen, Symposien, Performances, Konzerte , Aktivitäten, die in Themen unterteilt sind. So gibt es etwa "Create Your World", ein Festival im Festival, in dem Jugendliche eingeladen sind, ihre Welt auszudenken und auszuführen.
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Das spektakulärste Event wird am Samstag die Klangwolke sein, die diesmal vom Futurelab der Ars Electronica konzipiert wurde, und wo heuer auch das Publikum eingeladen ist, mitzumachen, indem es mittels Leuchtbuchstaben Nachrichten verfassen, und Klänge erzeugen soll, die im Spektakel eingebaut werden. Erarbeitet können diese Buchstaben unter anderem auch im "Mobilen Ö1 Atelier" am Linzer Hauptplatz werden.
Service
Das Ö1 Kulturjournal sendet heute live aus dem Ars Electronica Center in Linz.
Ars Electronica 2012