Zivildiener: Kürzungen bei Vereinen

Laut Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) könnte ein "Soziales Jahr" den neunmonatigen Zivildienst ersetzen. Es werde keine Kürzungen bei Rettung, Altenheimen oder in der Behindertenbetreuung geben, verspricht der Minister. Der Rotstift könnte aber bei Vereinen oder Institutionen angesetzt werden, die Zivildiener als Ersatzarbeitskräfte beschäftigen.

Mittagsjournal, 31.8.2012

Verständnis für Sparanstrengungen

Jeder zehnte Zivildiener arbeitet etwa in Umweltschutzorganisationen wie Global 2000, Greenpeace, WWF, Rettet den Wald oder bei Anti-Atomorganisationen. Der Linzer Verein "Atomstopp-atomkraftfrei" sucht gerade wieder einen Zivildiener, erklärt Obmann Roland Egger. Es sehe das aber nicht als billige Arbeitskraft, es gebe eben großes Interesse daran. Und er zeigt Verständnis für die Sparanstrengungen: "Wir würden sicher nicht auf die Barrikaden steigen, wenn unsere Zivildiener eingespart werden."

Andere Organisationen, wie etwa der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sind da nicht so auskunftsfreudig. Der VCÖ sucht für 2013 sechs Zivildiener. Christoph Hörhan will dem ORF Radio aber kein Interview geben.

Komplettverzicht schwierig

Sehr gerne werden Zivildiener in der Landwirtschaft eingesetzt. Neben der sozialen Betriebshilfe, also Nachbarn helfen Nachbarn, greift man auch auf den freiwilligen Einsatz von Zivildienern zurück. Einsatzleiter Florian Vinzenz von der Landwirtschaftskammer Vorarlberg erklärt, dass die Zivildiener oft dann zum Einsatz kämen, wenn Betriebsführer oder -Angehörige durch Krankheit, Unfall oder Tod ausgefallen seien. Der Verzicht auf Zivildiener wäre schwierig, so Vinzenz: "Die Mittel sind begrenzt, da gibt es keine Luft, um andere Personen als die Zivildiener einzusetzen." Über Reduktion oder Einsparung könne man reden, aber "ein kompletter Verzicht wird nicht möglich sein."

Neue Modelle überlegen

Durchaus gesprächsbereit zeigt sich auch Hermann Gahr vom Maschinenring Tirol. Er ist auch ÖVP-Nationalratsabgeordneter: "Wenn ein Bauer verunglückt, ist es wichtig, dass man am nächsten Tag einen Helfer auf dem Hof hat und die Familie begleitet. Da geht's nicht nur um die Arbeit, sondern auch darum, dass ein stabiler Mensch am Hof ist. Aber wenn es Kürzungen gibt, muss man sich überlegen, wie man das System anders bauen kann mit hauptberuflichen Betriebshelfern."

Entscheidung bis Oktober

Das Innenministerium hat eine eigene Seite eingerichtet, dort geben die Vereine ihren Bedarf bekannt. Da finden sich auch bekannte Tourismusdestinationen wie der Nationalpark Hohe Tauern oder der Innsbrucker Alpenzoo unter den Suchenden. Am 13. September stehen all diese Einsatzorte auf dem Prüfstand. Wo und wie Zivildiener ersetzt werden, will Sozialminister Hundstorfer bis Oktober fixieren.

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