AK: Kaske folgt auf Tumpel

Die sozialdemokratischen Gewerkschafter stellen heute die Weichen für die Nachfolge an der Spitze der Arbeiterkammer. AK-Präsident Herbert Tumpel hat bereits angekündigt, dass er bei der Arbeiterkammerwahl 2014 nicht kandidieren werde. Nachfolgen soll ihm Rudolf Kaske, der Chef der Dienstleistungs- und Transportgewerkschaft VIDA.

Mittagsjournal, 10.9.2012

Präsident Herbert Tumpel hat den Posten des AK-Chefs 15 Jahre lang innegehabt und wird bei der Arbeiterkammerwahl 2014 nicht mehr kandidieren. Nachfolgen soll ihm ein gestandener Gewerkschafter - Rudolf Kaske, der Vorsitzende der Dienstleistungs- und Transportgewerkschaft VIDA. Ein völlig anderer Typ als Tumpel: Kaske hat sich bisher durch besonders kämpferische Töne profiliert.

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Wahrscheinlicher Termin: Anfang 2013

Die SPÖ-Gewerkschafter sind im ÖGB wie in der AK die Mehrheitsfraktion und legen daher im Alleingang fest, wer diese großen Arbeitnehmer-Organisationen führt. Die Weichenstellung für die Arbeiterkammer erfolgt im FSG-Präsidium, das in diesen Minuten zusammentritt. Für ein Interview war vor Sitzungsbeginn niemand bereit, auch wenn die Würfel intern längst gefallen sind. Der 57-jährige Rudolf Kaske soll neuer AK-Präsident werden, offen ist nur noch, wann genau ihm der amtierende AK-Chef Herbert Tumpel Platz macht. Auch Tumpel wollte am Vormittag nichts Genaueres sagen. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass der Wechsel an der AK-Spitze Anfang 2013 über die Bühne gehen wird.

Kaskes drastische Sprache

Mit Kaske wird in der AK ein völlig anderer Typ ans Ruder kommen als der eher spröde und – paradoxerweise trotz seiner öffentlichen Spitzenfunktion – auch öffentlichkeitsscheu wirkende Tumpel. Kaske gilt als leutselig und offen, auch um starke Sprüche ist der in der früheren Tourismus-Gewerkschaft groß gewordene Funktionär nie verlegen gewesen. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist Kaske mit einem Ausspruch im ersten Jahr der schwarz-blauen Koalition, als der ÖGB insgesamt wegen der sozialen Einschnitte voll auf Konfrontation mit der Regierung ging. Kaske formulierte im September 2000 am drastischsten: "Wir werden die Stimme der Arbeitslosen sein. Und wenn die Regierung hier nicht einlenkt, werden wir den Aufstand der unverschuldeten Arbeitslosen unterstützen. Und ich sage es auch als Warnung an die Bundesregierung: Wenn einmal dieses Arbeitslosenheer marschiert, dann brennt die Republik. Ich sage das mit aller Deutlichkeit und Härte."

Wirtschaftskammer begrüßt Wechsel

Da war Kaske längst Chef der Tourismusgewerkschaft und das blieb er auch, bis diese so wie die Eisenbahner-Gewerkschaft in der neuen Gewerkschaft VIDA aufging. Das war 2006 und Kaske wurde auch Vorsitzender der VIDA nachdem Eisenbahner-Gewerkschafter Haberzettl überraschend abgesagt hatte. Als VIDA-Chef bewahrte sich Kaske seinen Hang zu markigen Sprüchen – vor einem halben Jahr sagte er in einem Zeitungsinterview über AUA-Chef Albrecht: "Der kommt mir vor wie der zweite Heinz Fischer – immer wenn's brenzlig wird, war er nicht dabei." Dem amtierenden Bundespräsidenten wird ja eine gewisse Konfliktscheuheit in seiner früheren politischen Karriere nachgesagt. Kaske hat sich für diesen Sager dann doch entschuldigt.

Auf Sozialpartnerebene – sprich auf Seiten der Wirtschaftskammer – wird der Wechsel an der AK-Spitze übrigens ausdrücklich begrüßt. Denn bei aller Lust am deftigen Formulieren gilt Kaske zwar als energischer Interessenvertreter, aber auch als Mann mit Handschlags-Qualität.