Ry Cooder politisch
In den USA ist es durchaus üblich, dass sich Künstler zu Präsidentschaftswahlen zu Wort melden und für die Wahl des einen oder anderen Kandidaten aufrufen. Etwas unerwartet, vor allem was die Virulenz seines Engagements betrifft, hat sich nun der bekannte Blues Gitarrist und Songwriter Ry Cooder mit einer CD zu Wort gemeldet. „Election Special“ ist eine Kampfansage an die Republikaner und deren Kandidaten Mitt Romney.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 14.9.2012
Der Mutt Romney Blues - Mutt und nicht Mitt lautet der Titel-eröffnet das Album, und gleich fährt Ry Cooder, schweres Geschütz auf. Er erzählt aus der Perspektive des Hundes eine wahre Begebenheit über Mitt Romney, der 1983 , als er in den Urlaub fahren wollte und das Auto vollgestopft war, seinen Hund einfach am Dach festband und so hunderte Meilen fuhr. Diese allgemein bekannte Geschichte - man findet sie sogar auf Wikipedia - zeigt den wahren Charakter des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, so Ry Cooder. Die Republikaner, die überall sind.
Sturm auf die Wall Street
Schrecklich und grauslich, erklärt er weiter, und es macht Angst: „Sie sind die Kreationen von den Koch Brüdern und anderen. Und das macht Angst, weil sie so viel Macht haben. Geld hat noch nie eine so große Rolle gespielt und das haben diese Handelsvertreter möglich gemacht, die sich Oberster Gerichtshof nennen.“
Eine Anspielung auf den Gerichtsentscheid, dass nunmehr Geld unbeschränkt im Wahlkampf benutzt werden kann, mit der Möglichkeit, dass Big Spender wie die Koch-Brüder anonym bleiben können.
All das sei das Resultat von Deregulierungen die ihre Diener, diese kranken Typen, die sich Politiker nennen, die mit ihren Deregulierungen das ganze Sicherheitsnetz weggenommen haben. Wir sind alle wütend und stinksauer, sagt Ry Cooder.
Symbol dieses Systems: Wall St. In dem Song „Wall St Part of Town“ ruft er zum Sturm auf diese Finanzbastion auf: „Diese Typen sind verrückt, die sind nicht clever. Diese Wall-Street Typen versagen alle am Ende. Natürlich haben sie Milliarden von Dollars gemacht, aber was ist gut daran? Gar nichts, das zerfrisst alles!“
Ohne Rücksicht auf Verluste
Und wenn alles kaputt ist? Die Antwort des Musikers darauf lautet: „Dann kommen die Hyänen und privatisieren alles. So wird Ordnung gemacht, wir privatisieren Schulen und Gefängnisse und Spitäler. Es wird keinen Gesellschaftsvertrag und keine soziale Verantwortung der Regierung mehr geben und wir werden dem Höchstbietenden überlassen."
In „Cold cold feeling“ versetzt sich Ry Cooder in die Haut Barack Obamas, dessen Wahl historisch sehr bedeutsam ist, sagt er, denn es gab Zeiten wo Schwarze nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren durften, und für Autos hatten sie kein Geld. Er kenne Obama nicht, auch nicht seinen Gemütszustand. Aber er könne sich vorstellen, wie es ist, wenn diese dunklen unheimlichen Kräfte von Rassismus und Rassenhass wieder auftauchen.
All das macht Ry Cooder Angst. Er hat jedoch eine Lösung dafür: "Ich setze mich zu Hause in meinen Sessel, da habe ich meine Mandolinen, meine Gitarre und dies und das, und ich warte auf eine Idee, und wenn sie kommt, dann spiele ich sie, und vielleicht habe ich mehrere Ideen, dann rufe ich meinen Sohn Joachim und sage ihm: „lass uns das aufnehmen“-was können wir denn sonst tun?"
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Nonesuch Records - Ry Cooder