Türkei: Kampf gegen PKK eskaliert

Im Südosten der Türkei herrscht seit Wochen Kriegszustand. Türkische Militärflugzeuge bombardieren Stellungen der kurdischen PKK auf beiden Seiten der irakischen Grenze. Dabei sollen im letzten Monat 500 PKK-Kämpfet getötet worden sein.

Abendjournal, 17.9.2012

123 tote PKK-Kämpfer in einer Woche

Die Szenen erinnern an die 80er- und 90er-Jahre: Türkische Militärflugzeuge bombardieren ganze Landstriche im Südosten diesseits und jenseits der irakischen Grenze. Zur gleichen Zeit lässt die kurdische PKK Bomben hochgehen oder greift Militärposten und Polizeistationen an. Zum ersten Mal seit langem müssen auch unbeteiligte Bürger damit rechnen, Opfer eines Anschlags werden zu können. In dieser gereizten Stimmung versucht Regierungschef Recep Erdogan zu zeigen, dass er die Situation im Griff hat. In nur einer Woche seien 123 PKK-Kämpfer getötet worden, sagt er, und gibt für einen nicht genauer definierten Zeitraum sogar die Zahl 500 an.

Zweifel an militärischer Lösung

Wie viele Soldaten und Polizisten in diesem Zeitraum umgekommen sind, sagt er nicht dazu. Doch es besteht kein Zweifel daran, dass die Armee den Druck auf die PKK erhöht hat, seit nicht mehr einfache Wehrdiener in die Schlacht geworfen werden, sondern gut ausgebildete Spezialeinheiten. Auf der anderen Seite weiß die PKK das Chaos in Syrien für sich zu nützen – psychologisch und militärisch. Seit im Norden Syriens kurdische Enklaven entstanden sind, muss die Türkei nicht nur die Grenze zum Irak, sondern auch die zu Syrien besonders gut im Auge behalten. Dazu kommt, dass in der türkischen Öffentlichkeit immer mehr Kritik an Erdogans Syrien-Politik zu vernehmen ist.

Dass der Konflikt mit der PKK mit militärischen Mitteln lösbar wäre, daran glauben immer weniger Türken. Doch Erdogans Ziele sind möglicherweise nicht so weit gesteckt. Im Augenblick arbeitet er daran, Präsident zu werden und die neue Verfassung ganz auf sich zuzuschneidern. Der Feind in den Bergen könnte ihm dabei helfen.