Beginn der Metallerlohnrunde

Bei den Metaller-Lohnverhandlungen kam es schon im Vorjahr zu umfangreichen Protesten und Warnstreiks. Auch bei den diesjährigen Verhandlungen sind Konflikte vorprogrammiert: Denn erstmals gibt es keine gemeinsame Lohnrunde, sondern alle sechs Arbeitgeber-Verbände der Metallindustrie führen getrennte Verhandlungen mit der Gewerkschaft.

Morgenjournal, 19.9.2012

Erstmals getrennte Verhandlungen

Die Unternehmerseite begründet die getrennten Verhandlungen damit, dass man so besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Branchen eingehen könne. Die Gewerkschaft hingegen sah im Ausscheren der Industrie zunächst einen Bruch der Sozialpartnerschaft, hat die getrennten Verhandlungen mittlerweile aber akzeptiert. Heute Nachmittag treffen sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in der Wirtschaftskammer Österreich zur traditionellen Forderungsübergabe. Im Anschluss könnte es eine erste Verhandlungsrunde geben. Wahrscheinlich wird der größte Arbeitgeber-Verband, der Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie – kurz FMMI, zuerst mit der Gewerkschaft verhandeln, dann folgen die übrigen Verbände, erwartet FMMI-Obmann Christian Knill.

Streitthema flexible Arbeitszeiten

In Betrieben des FMMI arbeiten zwei Drittel der 175.000 Beschäftigten der Metallindustrie. Offen ist noch, ob es einen gemeinsamen Kollektivvertrag gibt oder sechs verschiedene – die Gewerkschaft hat jedenfalls erklärt, man strebe einen einheitlichen KV an. Inhaltlich birgt die heurige Metaller-Lohnrunde einiges Konfliktpotenzial. So bringen die Arbeitgeber einen Punkt auf die Tagesordnung, der der Gewerkschaft schon seit Jahren ein Dorn im Auge ist: flexiblere Arbeitszeiten. Dieses Streitthema wurde in vergangenen Lohnrunden ausgeklammert. Wegen eines härter werdenden internationalen Wettbewerbs sei nun aber eine Arbeitszeitflexibilisierung nötig, so Knill: "Wir gehen davon aus, dass wir, um eben der Wettbewerbssituation in Zukunft gerecht zu werden, Verhandlungen und Abschlüsse mit der Gewerkschaft erzielen werden, die diesen Herausforderungen gerecht werden."

Arbeitgeber dämpfen Erwartungen

Die Gewerkschaft hat eine Arbeitszeitflexibilisierung bisher abgelehnt, weil sie dadurch Einkommensverluste befürchtet. Mit umfangreichen Protesten und Streiks wie im Vorjahr rechnet aber Knill nicht, die Gesprächsbasis sei gut: "Wir gehen grundsätzlich von keiner Eskalation aus. Wir reichen der Gewerkschaft die Hand und sind zuversichtlich, dass wir rechtzeitig und schnell einen Abschluss finden werden."

Was die Höhe des heurigen KV-Abschlusses angeht, lässt sich zumindest die Arbeitgeberseite vorerst nicht in die Karten schauen – Fachverbandsobmann Knill verweist lediglich darauf, dass beim Lohnabschluss die aktuelle Wirtschaftsflaute berücksichtigt werden müsse und sagt: "Wir rechnen mit einer stagnierenden Wirtschaft."