Südafrika: Minenstreit beigelegt

In Südafrika ist der Arbeitskampf in einer der größten Platinminen der Welt nach sechs Wochen beigelegt worden. Der Streik sorgte für Schlagzeilen, nachdem bei Zusammenstößen mit der Polizei 45 Menschen getötet worden sind. Jetzt bekommen die Arbeiter eine deutliche Lohnerhöhung. Doch viele grundsätzliche Probleme bleiben.

Mittagsjournal, 19.9.2012

Trauma des 16. August

Endlich konnte ein Durchbruch bei den Verhandlungen errungen werden. Die Arbeiter erhalten eine Lohnerhöhung von bis zu 22 Prozent - je nach Tätigkeit - und einen einmaligen Bonus. Das Problem bei den Verhandlungen ist das chaotische System von offiziellen und inoffiziellen Gewerkschaften - von radikalen und gemäßigten Teilorganisationen. Schlussendlich hat die Vermittlung durch Reverend Johannes Thomas Seoka - einem angesehen Geistlichen zum Erfolg geführt. Ein sehr hartes Stück Arbeit wie Seoka betont: „Es war sehr viel harte Arbeit notwendig - vor allem hinter den Kulissen - um die verschiedenen Parteien dazu zu bewegen überhaupt miteinander zu sprechen“.

Doch auch wenn es jetzt diese Einigung gibt und die Arbeiter spätestens morgen wieder in die Mine zurückkehren - es bleibt das Trauma des 16. August. An diesem Tag eröffnen in Panik geratene Polizisten das Feuer auf die Streikenden.
Es war der blutigste Polizeieinsatz in Südafrika seit dem Ende des Apartheidregimes 1994. Doch im Gegensatz zur Zeit der Apartheid schießen hier nicht Weiße auf Schwarze - sondern - Schwarze auf Schwarze.

ANC gespalten

Der Konflikt zeigt den Riss der auch jetzt durch die Südafrikanische Gesellschaft geht - wenn auch auf anderen Ebenen. Denn die umfangreiche Berichterstattung der vergangenen Wochen über den Streik hat auch etwas anderes bewirkt: Die erbärmlichen Umständen unter denen die Minenarbeiter hausen müssen wurden öffentlich. Diese leben in Hütten ohne Strom und Fließwasser. Man hat das Gefühl, dass sich auch 18 Jahre nach Ende der Apartheid für viele Südafrikaner der Lebensstandard nicht wesentlich verbessert hat. Dafür direkt verantwortlich gemacht wird die regierende Partei ANC.

Denn der ANC ist im Inneren gespalten und zerstritten. Symbolfigur dafür ist Julius Malema. Er repräsentiert den radikalen Flügel des ANC. Berühmt, berüchtigt für seine aufwieglerischen Reden und dem Aufruf zur Gewalt. Deshalb wurde er als Chef des ANC Jugendverbandes abgesetzt. Doch so leicht kann man ihn nicht bändigen. Auch beim Streik der Minenarbeiter hat er versucht mitzumischen. Er wollte vor den Arbeitern sprechen. Doch die Provinzregierung hat das verboten. Als Malema trotzdem bei der Mine auftaucht kommt es zum Handgemenge zwischen ihm und der Polizei - diese droht ihn zu verhaften.

Inkompetenz der Minister

Doch auch sonst hat der ANC viele interne Probleme. Ausufernde Korruption auf allen Ebenen. Und vor allem die vielfache Inkompetenz von Ministern und Beamten. Statt Probleme zu lösen, wird um den heißen Brei geredet. Gutes aktuelles Beispiel ist Wussi Mabena, der Chef der Minen-Aufsichtsbehörde. Auf die Frage, was man jetzt tun müsse um weitere Konflikte zu verhindern: „Wir müssen jetzt einmal eine genau Untersuchung anstellen, was die Gemeinden rund um die Minen genau brauchen, um zu verstehen was die Herausforderungen sind. Um am Ende des Tages zu wissen, welche Herausforderungen wir annehmen müssen“.

Das heißt wohl wie so oft - es wird am berühmten Ende des Tages - wieder nichts passieren.