Burnout: Auszeit für Landesrat Anschober

Der Nationalratswahlkampf kommt gerade in die Gänge und die Grünen verlieren ausgerechnet ihren Vorzeigemann Rudolf Anschober. Der prominente grüne Landespolitiker nimmt sich drei Monate Auszeit von der Politik – der Grund: Burnout. Die grüne Parteispitze geht nicht ganz so offen mit dem Thema um.

Morgenjournal, 21.9.2012

Glawischnig-Vergleich mit Babykarenz

Es ist in Österreich ungewöhnlich, wenn man Schwächen zugibt. Rudi Anschober, grüner Landesrat in Oberösterreich, hat es getan. Er habe seinen Kräftehaushalt "überstrapaziert", teilt der 51-Jährige nach einem Arztbesuch mit. Für seine Genesung nimmt sich Anschober bis Jahresanfang Zeit. Respekt zollen ihm die Kollegen quer über alle Parteien, auch in Wien. Doch so offen Rudolf Anschober darüber spricht, so zugeknöpft ist die Parteichefin der Grünen, Eva Glawischnig. Verbindlich im Ton, aber knapp vergleicht sie die Auszeit Anschobers mit ihrer Babykarenz: "Das ist mir persönlich auch einmal passiert. Ich war ein halbes Jahr nach meinem Antritt als Parteisprecherin zwei Monate in Babykarenz, und das wurde dann auch gelöst." Konsequenzen, etwa mehr Unterstützung von Grün-Politikern in der ersten Reihe, sollen nicht gezogen werden. "Die oberösterreichischen Grünen werden das mit Sicherheit diskutieren. Er wird jetzt hoffentlich sehr bald gesund werden und ich wünsche ihm alles Gute", sagt Glawischnig.

Anschober-Ausfall großer Rückschlag

Politikberater Thomas Hofer wundert die Reaktion nicht. Die Grünen müssten in einer sehr wichtigen Phase – ein Jahr vor den Nationalratswahlen – auf einen Erfolgspolitiker verzichten. Hofer analysiert: "Ich glaube einfach, dass dieser Punkt bei den Bundesgrünen so interpretiert wird, dass man sagt, man will das Thema nicht größer machen als es ist. Bei allem Respekt – und es ist auch wirklich kein Negativthema – tut es natürlich weh, weil man ihn auch als zentralen Bestandteil einer zukünftigen Kampagne in Richtung Regierungsfähigkeit der Grünen gesehen hat."

Rudolf Anschober hat die Grünen in Oberösterreich in die Landesregierung gebracht und die grünen Kernthemen Energiewende und Klimaschutz umgesetzt. Exakt das – die Regierungsbeteiligung –strebt Parteichefin Eva Glawischnig im Bund an. Hofer sieht in Anschobers Auszeit einen herben Rückschlag für die Grünen. Doch kann sich der Politikberater auch vorstellen, dass der offene Umgang mit Burnout Anschober langfristig bei der oberösterreichischen Bevölkerung etwas bringen könne, auch wenn er es darauf wohl nicht angelegt habe.

Druck auf Vassilakou wächst

Jetzt falle das Licht umso stärker auf Maria Vassilakou, grüne Vizebürgermeisterin in Wien und damit derzeit einzige Grünpolitikerin auf einer Regierungsbank, sagt Thomas Hofer. Er meint: "Was schon der Fall sein könnte, ist natürlich, dass auf sie der Druck wächst, dass mit Argusaugen darauf geachtet wird: Wie geht es in Wien weiter? Gibt es weitere Fälle à la Parkpickerl? Sie steht jetzt schon im Fokus der Medien und das hat sich jetzt zugespitzt." Keine Gefahr drohe von den anderen Parteien, ist Hofer überzeugt: "Das wäre pietätlos." Hofer rechnet also nicht mit einem Ausschlachten des Themas Burnout.