Nationaler Demenzplan gefordert

Neben Fettleibigkeit und Diabetes sind Demenzerkrankungen eine der größten Herausforderung im 21. Jahrhundert, sagen Experten. 35 Millionen Menschen sind weltweit davon betroffen, in Österreich an die 120.000. Anlässlich des heutigen Welt-Alzheimer-Tages fordert Österreichs Alzheimer-Gesellschaft einen nationalen Demenzplan.

Morgenjournal, 21.9.2012

Problem in Österreich besonders evident

Andere Länder hätten Demenz als gesellschaftliches Problem erkannt, sagt Neurologe und Alzheimer-Experte Andreas Winkler und nennt ein Beispiel: " Frankreich, wo sich eine ganze Nation dazu verpflichtet, gerade für Demenzpatienten und zur Erforschung von Demenzerkrankungen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. In Österreich, wo das Problem besonders evident ist, ist es längst an der Zeit über alle Parteien hinweg ein gesundheitspolitisches Statement abzugeben: Dass Demenzerkrankungen ein prioritäres Gesundheitsproblem darstellen und entsprechend Ressourcen für die Erforschung, Betreuung und letztendlich auch Finanzierung dieses Feldes zur Verfügung gestellt werden müssen." In Österreich sei das Problem besonders evident, weil in unserem Land jetzt schon wenig Kinder und viele alte Menschen lebten. Winkler mahnt: "Gerade Österreich weist eine Altersstruktur auf, wo sich besonders die Zahl der 80-plus-Jährigen in den nächsten Jahren verdreifachen wird."

Hohe Betreuungskosten

Derzeit kostet die Betreuung von Demenzerkrankten in Österreich 2,5 Milliarden Euro. Davon entfallen 1,1 Milliarden auf die Betreuung in den eigenen vier Wänden durch Angehörige. Meist sind es die Töchter oder Schwiegertöchter, die die zermürbende Pflege auf Kosten der eigenen Gesundheit leisten. Denn professionelle Hilfe durch Organisation, wie etwa die Volkshilfe oder die Caritas, kann sich die Mehrheit der betroffenen Familien nicht leisten, weiß Antonia Croy von Alzheimer Austria und sagt: "Trotz Pflegegeldes: Die Dienste sind einfach teuer. Es gibt viele Angebote speziell in Wien und in den großen Städten, aber die sind teuer." Und teuer ist auch die Pflege im Heim. 25.000 Euro pro Jahr kostet dort die Betreuung, wenn man überhaupt einen der raren Plätze bekommt. Fazit: Demenz ist ein gesellschaftliches Problem, ein nationaler Demenzplan schon längst überfällig.