Monti bestellt Fiat-Chef zu sich
Sparen müssen Millionen Menschen in Italien, das tun sie auch beim Auto. Und das spürt auch der italienische Fiat-Konzern. Um 20 Prozent sind die Verkaufszahlen im letzten Jahr abgestürzt, auf das Niveau von vor 50 Jahren. Die Angst vor dem Zusperren ganzer Werke hat jetzt auch Regierungschef Monti auf den Plan gerufen. Er hat den Chef von Fiat zu sich gebeten.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 22.9.2012
20.000 bangen um Job
Sergio Marchionne ist nicht nur einer, der im lässigen Pullover zu Mario Monti in den Regierungspalast kommt. Der italo-amerikanische Fiat-Manager ist vor allem auch einer, der rechnet. Marchionne hat sich verpflichtet, 20 Milliarden Euro in die italienischen Fiat-Werke zu investieren und die Produktion zu verdoppeln. Das war vor zweieinhalb Jahren, sagt er. Das gilt jetzt nicht mehr. Es herrscht tiefe Krise und statt eine Arbeitsmarktreform zu bekommen, habe ich 70 Verfahren mit der Gewerkschaft laufen.
Das erklärt der Fiat-Manager in einem Zeitungsinterview einem aufgeschreckten Land, das seit Monaten darauf wartet, dass er endlich Klarheit schafft. 20.000 Arbeiter bangen um ihren Job. Die Gewerkschaften fordern, dass die Regierung von Marchionne die Wahrheit verlangt: Die Regierung muss garantieren, ruft Gewerkschaftschefin Susanna Camusso, dass die Autoindustrie Italien nicht verlässt!
Regierung soll helfen
Das Misstrauen der Arbeiter Marchionne gegenüber ist groß. Der in Kanada aufgewachsene Sohn eines Carabiniere hat 2004 Fiat übernommen und saniert. Unter ihm hat FIAT die insolvente Automarke Chrysler gekauft. Inzwischen boomt Chrysler dank Fiat Know-How, und jetzt zahlt Chrysler die Verluste, die Fiat in Italien schreibt. Marchionne wird daher hierzulande den Verdacht nicht los, dass er FIAT langfristig aus Italien abziehen will. Macht er doch aus seinem Ärger über den unflexiblen Arbeitsmarkt und die mächtigen Gewerkschaften keinen Hehl.
Von einem Rückzug ist nie die Rede gewesen, sagt er in dem besagten Zeitunginterview, im Gegenteil, er wolle die Standorte in Italien mit dem Geld aus den USA über die Krise retten. Marchionne muss sich vorhalten lassen, dass FIAT - anders als die Konkurrenz - seit langem keine neuen Modelle mehr entwickelt. Das sind klare Signale für einen Rückzug, analysiert Professor dell'Aringa von der renommierten Mailänder Wirtschaftuni Cattolica: "Wenn einer in der Krise drauf verzichtet zu investieren, dann kann er zwar versprechen, vorerst keine Fabriken zu schließen, aber er wird es morgen tun, weil er auf jeden Fall seine Marktanteile verlieren wird. Denn die anderen investieren, und kaum kommt der Aufschwung, holen sie sich seine Anteile“.
In Zeiten wachsender Arbeitslosigkeit, mahnt der Professor, hat die Regierung die absolute Pflicht, den drohenden Kollaps der Autoindustrie zu verhindern.
Aber wie? Das Hilfsmittel Geld scheidet aus. Es gibt keines und Premier Monti wäre als ehemaliger EU-Wettbewerbskommissar auch nicht der Mann für Subventionen. Ganz Italien schaut heute daher gespannt auf den Regierungspalast: was werden Fiat-Manager Marchionne und sein Begleiter, der 36-jährige Fiat-Erbe aus Amerika, John Elkan, vorlegen. Und welche Ideen hat die Regierung?
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