ÖBB-Sponsoring für Schüssel?

Die Zeitschrift News berichtet in ihrer neuen Ausgabe, dass die Bundesbahnen eine Festbroschüre für die 60er-Geburtstagsfeier des damaligen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel (ÖVP) gesponsert haben soll. Organisiert hatte das Geld demnach ausgerechnet der schärfste ÖBB-Kritiker in der ÖVP, Reinhold Lopatka.

Mittagsjournal, 26.9.2012

ÖVP-Bettelbrief an ÖBB-Chef

Mit einem "Musikalischen Abend für Wolfgang Schüssel" wollte die ÖVP im Jahr 2005 den runden Geburtstag des damaligen Bundeskanzlers würdig begehen. Kurz vor dem Ereignis schreiben der damalige ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka und der damalige ÖVP-Direktor Michael Fischer einen Bettelbrief an den ÖBB-Generaldirektor Martin Huber.

Das Schreiben im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Generaldirektor! Wie du weiß wird Bundeskanzler Dr. Schüssel heuer im Juni seinen 60. Geburtstag begehen. In diesem Zusammenhang wollen wir eine Festbroschüre und ein Programm für die Geburtstagsfeier am 5.6.05 um 17 Uhr, zu der du bereits eine Einladung erhalten hast, auflegen. Gerne möchte ich mich mit der Bitte um Unterstützung für dieses Projekt an dich wenden."

Ein einseitiges Inserat in der Festbroschüre in Höhe von 15.000 Euro plus Abgaben möge ÖBB-Chef Huber doch bitte sponsern, so das Kooperationsangebot von Lopatka und Fischer. Im Brief heißt es weiter: "Dein Beitrag der in so einem exklusiven Rahmen präsentiert wird, ist sicherlich auch ein schönes Zeichen deiner Verbundenheit mit Wolfgang Schüssel".

17.000 Euro für Festschrift

ÖBB Chef Martin Huber dürfte sich jedenfalls nicht lumpen lassen haben. Denn kurz nach der Geburtstagsparty für Schüssel schickte die ÖVP-Zentrale eine entsprechende Rechnung an die Werbeagentur der ÖBB, schreibt News und verweist auf den der Zeitschrift vorliegenden gesamten Zahlungsverkehr zwischen ÖBB und ÖVP Zentrale. Inklusive Abgaben zahlte die ÖBB letztendlich rund 17.000 Euro für die Schüssel-Festbroschüre.

Ausgerechnet Lopatka

Besonders pikant ist, dass ausgerechnet der nunmehrige Staatssekretär im Außenamt, Reinhold Lopatka, dieses Sponsoring eingefädelt hat. Denn Lopatka hatte in den vergangenen Jahren die ÖBB stets wegen unnötiger Privilegien und der hohen Kosten für die Steuerzahler scharf kritisiert. Ob dieses ÖBB-Sponsoring nun auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft wird, bleibt abzuwarten. Der Inhalt der Weisung in Sachen SPÖ-Inseratenaffäre könnten jedenfalls Ermittlungen nahe legen. Denn darin heißt es sinngemäß, dass eine volle Verrechnung der Kosten an die ÖBB keinesfalls als sachgerecht zu beurteilen sei, weil auch dem Beschuldigten Faymann ein Werbenutzen zugutegekommen sei. Fragt sich nur, wo im Fall von Schüssels Geburtstagsparty der Werbewert für die ÖBB gelegen ist.

Reinhold Lopatka selbst war für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.